Glück beim Geld, Pech beim Schweigegeld

Ein Tag am Gericht in New York: Trump muss weniger Kaution zahlen, der Strafprozess aber findet bald statt.

Von Peter Hossli

Sportler würden von einem Unentschieden sprechen. Zwar ging Donald Trump (77) an diesem bitterkalten Tag in New York nicht bankrott, aber sein Versuch, den Beginn des ersten von vier Strafprozessen zu verschieben, scheiterte.

Es ging gestern Vormittag in Manhattan um zwei Verfahren. Sie betrafen die beiden grossen Probleme der Präsidentschaftskandidatur des Republikaners: Geld und Gerichtsfälle.

Trump gibt sich gerne als Milliardär, aber er ist knapp bei Kasse. Zwar besitzt er zahlreiche Immobilien, aber wenig Bares auf der Bank. Bisher hat er weniger Geld für den Wahlkampf gesammelt als sein demokratischer Widersacher Joe Biden (81). Zudem verursachen zahlreiche juristische Verfahren hohe Ausgaben.

Dieses Problem hat sich nun etwas entspannt. Statt 454 Millionen Dollar muss er während der Berufung in einem Zivilverfahren nur 175 Millionen Dollar als Kaution hinterlegen. Zudem hat er zehn weitere Tage Zeit, das Geld zu beschaffen. Gut möglich, dass er in dieser Frist einen Kredit erhält. Über den Börsengang seiner Social-Media-Plattform Truth Social dürften ihm drei Milliarden Dollar zufallen. Allerdings kann er die Aktien erst in sechs Monaten verkaufen.

Nicht aufgegangen ist ein zentrales Anliegen seiner Wahlkampfstrategie: die Verzögerung der Strafverfahren und die Verhinderung von Prozessen. Trump will keinesfalls während des Wahlkampfs auf der Anklagebank sitzen. Aus zwei Gründen: Erstens geht es ihm um seinen Ruf – ein mutmasslich Krimineller wirkt nicht wie ein künftiger Präsident. Zwar ist er in zivilen Verfahren unterlegen, aber Strafverfahren konnte er bisher abwenden. Zweitens müsste er als Angeklagter eines Strafprozesses zwingend im Gerichtssaal anwesend sein. Tage- und sogar wochenlang könnte das seine Beweglichkeit während des Wahlkampfs einschränken.

Nun beginnt der Strafprozess wegen Schweigegeld für Pornodarstellerin Stormy Daniels (45) am 15. April mit der Auswahl der Geschworenen.

Als Trump den Gerichtssaal verliess, schrie er: «Wahleinmischung» und «Einschüchterung von Wählern». Er werde Berufung einlegen. Weil Trump weiss, dass der Strafprozess für ihn eine politische Gefahr darstellt. Noch liegt er in der Gunst der Wähler klar vor Biden. Landesweit macht sich so etwas wie Trump-Nostalgie breit. Viele Amerikanerinnen und Amerikaner sehnen sich nach einer Zeit ohne Kriege und mit tiefer Inflation.

Zwar wird er versuchen, den Prozess politisch zu nutzen. Aber selbst Trump ist bewusst: Als Angeklagter verliert er einen Teil der Kontrolle. Zwar ging er heute nicht pleite, aber der Weg zurück ins Weisse Haus ist schwieriger geworden.