Barack, der Berliner

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel lud am Donnerstagabend zum Staatsdinner mit Barack Obama. Zuvor gemahnte er seinen Nachfolger zur Ernsthaftigkeit.

Von Peter Hossli

obama_berlinBerlin und die USA: Da gibt es eine historische Bande. Nach dem Krieg war Amerika die Lebensader der geteilten Stadt. «Ich bin ein Berliner», sagte John F. Kennedy (1917–1963) am 26. Juni 1963 vor dem Rathaus Schöneberg. Eine halbe Million Menschen jubelten. Kennedy drückte damit Amerikas Solidarität mit Berlin aus.

Noch vor seiner Wahl ins Weisse Haus hielt Barack Obama (55) im Juli 2008 in Berlin eine bewegende aussenpolitische Rede, rief die Welt nach den Bush-Jahren auf: «Jetzt ist die Zeit, neue Brücken zu bauen.»

Gestern verabschiedete sich Obama von Berlin, auf seiner letzten Europareise vor dem Abtritt am 20. Januar. Am Abend lud ihn Bundeskanzlerin Angela Merkel (62) in den achten Stock des Kanzleramtes zum Dinner.

Mit dabei waren Stardirigent Daniel Barenboim (74), der deutsche Coach der US-Fussballnati, Jürgen Klinsmann (52), sowie der Regisseur Tom Tykwer (51). Obama brachte seine sicherheitspolitische Beraterin Susan Rice (52) mit und den US-Botschafter in Berlin, John B. Emerson (62).

Vor dem Dinner stellten sich Obama und Merkel der Presse. Der Präsident bezeichnete die Wahl von Donald Trump (70) als «grösste Überraschung der modernen politischen Geschichte». Als würde Obama direkt zu Trump sprechen, sagte er: «Wenn du diesen Job nicht ernsthaft ausübst, bleibst du nicht lange.»

Er lobte die Kanzlerin: «Sie steht für grosse Glaubwürdigkeit und ist bereit, für ihre Werte zu kämpfen. Sie ist richtig tough, sie ist gut. Ich würde Merkel wählen.»

Gleichzeitig warnte er, die Folgen der Globalisierung nicht zu unterschätzen. «Wenn die globale Wirtschaft nicht auf Menschen reagiert, die sich zurückgelassen fühlen, wenn die Ungleichheit weiter wächst, werden wir erleben, dass sich die Spaltungen in den Industrieländern ausweiten.»

Sein wichtigstes Erbe sei es, «die Welt vor dem wirtschaftlichen Untergang» bewahrt zu haben.

Am Mittwoch landete er mit der Air Force One am Flughafen Berlin-Tegel. Die Nacht verbrachte er im Hotel Adlon. Dort nahm er mit Merkel ein privates, dreistündiges Abendessen ein.

Am Donnerstag traf er die Kanzlerin zu offiziellen Gesprächen. Um Obama zu treffen, reisten die Staatschefs von Grossbritannien, Frankreich, Italien und Spanien nach Berlin.

Am Nachmittag spazierte Obama mit einem Pappbecher Kaffee in der Hand über den Pariser Platz, vorbei am Brandenburger Tor. Auf dem Trinkbehälter prangte das Emblem des US-Präsidenten.

Heute Freitag fliegt er weiter nach Peru ans Treffen der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft.