Keine Panik? Panik!

Der Vorsprung von Hillary Clinton auf Donald Trump schrumpft. Vergeblich versucht ihr Wahlkampfleiter ihre Anhänger zu beruhigen. Klar ist: es wird knapp.

Von Peter Hossli

hillary_posterHillary Clinton (68) ist nervös. Und ihre Anhänger sind es ebenfalls. Mehrmals täglich verschickt die Präsidentschaftskandidatin der Demokraten Mails an mögliche Spender. «Es wird knapp», heisst es etwa. «Donald Trump kann gewinnen.» Oder: «Wir brauchen dein Geld.»

Tatsächlich ist Clintons Vorsprung in den Umfragen auf den Republikaner Donald Trump (70) arg geschmolzen. Seit sie am 11. September einen Schwächeanfall erlitt und eine Lungenentzündung verheimlich hat, wundern sich selbst treuste Anhänger: Entgleitet ihr das Weisse Haus?

«Keine Panik»-Email

Am Montagabend versandte ihr Wahlkampfleiter Robby Mook (36) ein Mail an Mitarbeiter mit dem Vermerk: «Don’t Panic», kein Grund zur Panik. Das Memo gelangte zu US-Medien – und löste bei Demokraten genau diese Panik aus. «Oh, ich bin sehr besorgt», sagt Rashid Abdullah (67), ein Aktivist in Cincinnati, im Swingstate Ohio. «Es ist nicht sicher, dass Clinton in Ohio gewinnt.»

Dabei wollte Mook mit Zahlen beruhigen. In den USA wird nicht Präsident, wer landesweit am meisten Stimmen holt. Sondern wer sich mindestens 270 der total 538 Wahlmänner sichert.

Wer einen Staat gewinnt, dem gehören alle dortigen Wahlmänner. Wobei es Kandidaten auf bevölkerungsreiche Staaten abgesehen haben, denn dort sind am meisten dieser Elektoren zu holen.

Auf sicher habe Clinton bereits 191, rechnet Mook vor. In Staaten wie Kalifornien und New York sei sie nicht zu schlagen. In fünf weiteren – Michigan, Minnesota, Pennsylvania, Virginia und Wisconsin – führe sie klar. Gewinnt sie alle fünf, fehlen ihr nur noch 10 Wahlmänner.

Trump zählt auf die vielen wütenden weissen Männer

Die seien entweder in Ohio, in Florida oder in North Carolina zu holen. Gewinnt sie einen dieser Staaten, kann sie die Zügelwagen für den Umzug ins Weisse Haus bestellen.

Trump hingegen müsse alle drei gewinnen, und noch ein paar dazu.

Soweit der Optimismus. Etwas unterschlägt Mook: In Ohio, in Florida und North Carolina liegt Trump vorne. In Virginia hat Clinton die Kohleindustrie gegen sich. Trump zählt zudem auf die vielen wütenden weissen Männer, die in Pennsylvania um ihre Jobs fürchten. Sollte sie dem Tycoon aus New York zum Sieg in Pennsylvania verhelfen, ist er Präsident. Und das ist statistisch sehr wohl möglich.

Clinton hat demnach allen Grund zur Panik. Sie dürfte bis am 8. November reichlich Zeit in Städten wie Pittsburgh, Harrisburg und Allentown verbringen – alles Orte, in denen Trump stark ist.