Von Peter Hossli
Gianni Infantino fasste als Fifa-Präsident eine einzige Aufgabe: Er musste das Vertrauen in den Weltfussballverband wiederherstellen. Daran ist er bereits gescheitert. «Eine neue Ära» für die Fifa versprach er am Tag seiner Wahl im Februar. Für Aufbruch bei der Fifa stand der Walliser – nach Jahrzehnten unter Sonnenkönig Sepp Blatter. Ein «Präsident aller 209 Länder» würde er sein. Heute hat die Fifa 210 Mitglieder, Infantino aber ist nur ein Präsident seiner selbst. Entweder reichlich naiv oder ziemlich infam.
Einer, der ein Jahresgehalt von 2 Mio. Franken ablehnt, weil er weiss: Sein Vorgänger kassierte 10 Millionen. Der die unabhängige Aufsicht bei der Fifa entmachtet. Der kritischen Fragen ausweicht, obwohl er Transparenz versprach.
Wen soll man da mehr bedauern? Die schamlos gierigen Ex-Fifa-Funktionäre Jérôme Valcke, Markus Kattner und Blatter, deren längst bekannte Gier und Schamlosigkeit jetzt offengelegt sind?
Blatter, der immer sagte, man dürfe kein Geld annehmen, das man nicht verdient? Oder doch Infantino, der die drei ausgerechnet dann an den Pranger stellt, wenn er mit dem Rücken zur Wand steht? Mit der Taktik «Angriff ist die beste Verteidigung» mag man ein Fussballspiel gewinnen können, aber nicht den Fussballverband reformieren.
Das geht nur, wenn aus dem Verein Fifa endlich eine Aktiengesellschaft wird, geführt von echten Managern aus völlig anderen Branchen.
Letztlich zeigt der schmutzige Kleinkrieg am Zürichberg nämlich eines – ob aus Brig oder Visp, aus Afrika, Europa, Süd- oder Nordamerika: Weltweit neigen Fussballfunktionäre zu schamloser Gier.
Sorry, aber das hat in einer offenen und vernetzten Welt keinen Platz mehr.
Blatter ist zu Recht bereits des Feldes verwiesen. Erweist sich der Lohn- und Boni-Pranger als Revanche-Foul, so verdient Infantino die Rote Karte.