Von Peter Hossli und Adrian Meyer
Sepp Blatter (80) bot im Mai 2015 Burundis Staatspräsidenten Pierre Nkurunziza (52) einen Fifa-Job an – damit der zurücktritt. Den Auftrag erhielt der Ex-Fifa-Präsident vom Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA). BLICK berichtete gestern. «Meine Mission war ein Versuch wert», sagt Blatter. Dass er scheiterte, sei «eine Tragödie für Burundi. Nkurunziza wäre besser zu mir in den Fussball gekommen.» Denn das Land versinkt im Chaos.
Den Job als Fifa-Botschafter schlug Nkurunziza aus. «Ich habe ihm meine Telefonnummer hinterlassen, aber er rief mich nach unserem Gespräch nie zurück.» Gescheitert sei der Deal, «weil er eben doch mehr Politiker als Fussballer ist».
Beim EDA ist man alles andere als erfreut, dass Blatter über die Geheimmission redet. Diplomatie ist effizient, wenn sie diskret erfolgt. Blatter aber plauderte, «damit einmal positiv über mich berichtet wird – und nicht immer nur negativ».
Bundesrat und EDA-Vorsteher Didier Burkhalter (56) wollte nicht Stellung nehmen. Dafür erntet das Departement Kritik von Parlamentariern. «Wenn man solche Aktionen unternimmt», sagt Roland Büchel (50), SVP-Nationalrat und Präsident der Aussenpolitischen Kommission (APK), «dann sicher nicht mit einer Klatschtante wie Sepp Blatter.» Dass Blatter plaudere, wisse man ja nicht erst seit gestern. Für solche Missionen seien Akteure mit zweifelhaftem Ruf manchmal Realität. «Aber man braucht jemanden, der schweigen kann.» Büchel: «Wenn man schon den Sepp ruft, dann um jemanden an der Macht zu halten. Und nicht, um ihn wegzuputschen.»
Der Fall Blatter zeigt, wie unkonventionell Diplomaten manchmal vorgehen. In Burundi hoffte man, einen Präsidenten zu beseitigen und so Blutvergiessen zu verhindern. Dafür hat SP-Nationalrat Cédric Wermuth (30) Verständnis: «Es ist grundsätzlich nicht falsch, dass man Privatpersonen mit einem Netzwerk in die Diplomatie einbezieht und versucht, Gewalt zu verhindern. Ob Blatter ein glaubwürdiger Akteur ist, ist eine andere Frage.» Zudem klinge die Mission nach einem «amerikanischen Auftrag», so Wermuth. «Es darf nicht sein, dass die Schweiz die Drecksarbeit für die Amerikaner übernimmt.»
Ähnliches sagt FDP-Nationalratspräsidentin Christa Markwalder (40): «Ich begrüsse das Engagement der Schweiz, Konflikte auch mit unkonventionellen Mitteln schlichten zu wollen», sagt sie. «Aber auf diese Idee hätten wir ohne den Input der Amerikaner kommen können.» Ausser der Burundi-Mission habe Blatter nie einen anderen Auftrag des EDA angenommen. Allerdings habe er mit der damaligen Aussenministerin Micheline Calmy-Rey (70) ein Netzwerk aufgebaut. «Bei jedem Besuch in einem fremden Land habe ich den Schweizer Botschafter eingeladen», sagt er. Auf das Netzwerk wollte das EDA zurückgreifen. «Denn mich empfing jeder Staatschef der Welt», so Blatter.