“Morgen um 18.15 Uhr explodiere ich!”

Alt Bundesräte unter sich: Moritz Leuenberger empfängt am Zürcher Bernhard Theater Eveline Widmer-Schlumpf

Von Peter Hossli (Text) und Philippe Rossier (Fotos)

moritz_webZum Schluss gab alt Bundesrat Moritz Leuenberger (69) den Macho. «Du bist eine kleine Frau, deshalb begleite ich dich von der Bühne», sagte er zu alt Bundesrätin Eve­line Widmer-Schlumpf (60). Es war die Überleitung zu einem überraschenden Finale der gestrigen Matinée am Zürcher Bernhard Theater, die Leuenberger als Gastgeber präsentierte. Der Genosse verschwand – und kam als wütender Böögg zurück: «Morgen um 18.15 Uhr explodiere ich definitiv!»

Er hinterliess ein Publikum in bester Laune. Zuvor hatte er das ­Gespräch mit der Ex-Magistratin mit der verpönten Nach-dem-verlorenen-Spiel-Frage «Wie fühlen Sie sich?» eröffnet. Nach den ersten 100 Tagen Ruhestand habe sie «ein gutes Gefühl», antwortete Widmer-Schlumpf. Sie trug BDP-Farben: gelbe Jacke und schwarze Hosen. Sie hüte ihre Enkel, beruflich warte sie derzeit ab. «Ich kann aber nicht sieben Tage Kinder hüten.» Neudeutsch betonte sie: «Ich brauche schon noch einen anderen Challenge.»

Leuenberger gestand, nach seinem Rücktritt «nicht nur gescheite Sachen» gemacht zu haben – eine Anspielung auf den Einstieg in den Verwaltungsrat der Baufirma Implenia. «Du machst Pause, und ich bin auf die Schnauze gefallen», so Leuenberger. «Etwas habe ich ja von dir gelernt!», trocknete die Bündnerin ihn klug ab. Nachts träume er von Auftritten vor der Uno-Vollversammlung, sagte Leuenberger.

leuenberger_widmer_schlumpfBescheidener die Ex-Finanzministerin: Sie vermisse private Gespräche mit Ex-Amtskollege Wolfgang Schäuble (73). Philosophisch seien die gewesen. «Er sagte mir: ‹Es ist gut, dass man nicht im Voraus weiss, was man alles aushalten kann.›»

Auch über Satiriker Jan Böhmermann (35) palaverten die beiden. «Gute Satire darf nicht zu viel Schaden anrichten», so Widmer-Schlumpf.

Angela Merkel (61) habe entscheiden müssen, ob sie eine Klage gegen den Satiriker zulasse. «Das war sicher alles andere als einfach», glaubt Widmer-Schlumpf. Sie selbst entschied 2010, Regisseur Roman Polanski (82) nicht an die USA auszuliefern. «Wir wollten den Ame­rikanern Polanski nicht als Fernsehobjekt überstellen.» Schlaf­lose Nächte bereitete ihr nur, eine richtige rechtliche Lösung zu finden.

Anekdoten tauschten die zwei darüber aus, wie sie an Sechseläuten ein- und wieder ausge­laden wurden.

Der ganze Auftritt im Video: