“Wir sind alle Frank Underwood”

Hollywood-Star Kevin Spacey zog das WEF in den Bann. Er war der König von Davos.

Von Peter Hossli und Guido Schätti (Text) und Pascal Mora (Fotos)

spaceyKevin Spacey setzt sich hin, zückt das Telefon – und fotografiert die Zuschauer im Saal. «Jetzt knipse mal ich», witzelt der Star aus Hollywood.

Wie keiner zog Spacey (56) das diesjährige WEF in seinen Bann. Er huschte durch Hotels, ass im Weinkeller des Steigenberger, sang in einer Bar, redete über die Zukunft des Kinos, warb für eine Sicherheitsfirma. Ständig waren die Kameras auf den Star von «House of Cards» gerichtet. Spacey gibt in der US-TV-Serie den machtversessenen und skrupellosen Politiker Frank Underwood. Der steigt bis ins Weisse Haus auf – und bringt alle anderen zu Fall.

Die Serie sei der Realität näher, als viele denken würden, sagte Spacey in Davos GR. «Underwood ist überall, in jedem von uns steckt ein bisschen Frank», so Spacey auf einem Podium. «Wer aufsteigt, wirft andere zu Boden.»

Als Mischung aus Spacey und Underwood gab er sich am Freitagabend in der Piano-bar des Hotels Europa. An der rechten Hand trug er einen dicken Ring mit den Initiatalen «FU» – Frank Underwood, dazu einen Kapuzenpulli und Jeans. Er zeigte sich in bester Laune, posierte für Selfies und wimmelte Fotografen ab.

spacey_2Spacey liess sich den Auftritt fürstlich bezahlen – von der Genfer Cyber-Security-Firma Wisekey. Gründer Carlos Moreira plant einen Börsengang und braucht Publizität. Er schmiss die Party in der Pianobar, Spacey amtete als Lockvogel.

Zuerst verzog er sich mit einem Kunstberater in eine Ecke, verschwand – und kam für eine umwerfende Rede zurück. «Hey, alle dort hinten in der Bar, kommt hierher, es gibt Goldbarren.» Als «grossartig» beschrieb er seinen ersten Besuch am WEF. «Shuuuut uuuup!», schrie er den angetrunkenen Party-Gästen zu, die ihm nicht zuhören wollten – «haltet die Schnauze!» Er habe in Davos «viel gelernt». Just tat er, wofür er bezahlt ist: «Cyber-Security ist sehr wichtig, achtet darauf, dass eure Identität sicher bleibt.»

Dafür sorgt Sponsor Wisekey. Zuletzt gemahnte Spacey: «Der Graben zwischen Profiteuren und Opfern der Digitalisierung darf sich nicht vergrössern.» Ko-Sponsor der Party war Bulgari. Vollzogen ist somit der Bruch Spaceys mit der Schaffhauser Uhrenmarke IWC. Er sei nicht mehr Markenbotschafter, bestätigt ein IWC-Sprecher. «Seit dem ‹ House of Cards ›- Erfolg ist Spacey astronomisch teuer», so ein Insider.