Von Peter Hossli (Text) und Valeriano di Domenico
War es das? Betrat Sepp Blatter (79) heute zum letzten Mal den pompösen Fifa-Hauptsitz, den er als Fifa-Präsident errichten liess? Um 8 Uhr 20 fährt Blatter in einer schwarze Mercedes-Karosse bei der Fifa vor. Fotografen und Kamerateams erwarten ihn. Blatter sitzt auf dem Rücksitz, wirkt stoisch. Mitten im Gesicht prangt ein grosses Pflaster. «Blatter hatte gestern einen kleinen chirurgischen Eingriff im Gesicht, der lange geplant war und gut verlaufen ist», sagt sein Sprecher Thomas Renggli. Neben Blatter sitzt sein Anwalt Lorenz Erni. Um 9 Uhr beginnt die Anhörung des Fussball-Bosses durch Fifa-Richter Hans-Joachim Eckert (67).
Er würde maximal drei Stunden verhört, sagte Blatter gestern zu seinem Team. Doch um 12 Uhr 30 ist er noch immer in der Fifa. Die untersuchende Kammer der Ethikkommission beantragt eine lebenslängliche Sperre. Grund: Eine Zahlung von zwei Millionen Franken an den suspendierten Uefa-Präsidenten Michel Platini (60) im Jahr 2011. Blatter wehrt sich, nennt das Verfahren eine «Inquisition». Die Zahlung an Platini? «Sie war rechtens, weil sie auf einem mündlichen Vertrag basierte. Und Verträge sind einzuhalten», so Blatter.
Das Urteil ist morgen Freitag oder nächste Woche zu erwarten. Blatter hat dann die Möglichkeit, den Fall ans Internationale Sportgericht (CAS) nach Lausanne weiterzuziehen.
Bleibt die Sperre bestehen, hat er heute das Fifa-Gebäude zum letzten Mal betreten. Bitter für den Walliser. Er war 40 Jahre für den Verband tätig.