“Ich gebe Blatter keine Reisetipps!”

Die Schweiz und die USA ermitteln gegen korrupte Fifa-Funktionäre. In Zürich künden sie an: Es wird zu weiteren Verhaftungen kommen.

Von Peter Hossli

lynch_lauberEin Polizeihund schnüffelt jede Tasche nach Sprengstoff ab. Eine Stunde dauert folglich die Kontrolle aller 140 Journalisten, die heute im Zürcher Hotel Renaissance von US-Justizministerin Loretta Lynch (56) vor allem eines erfahren wollen: Nimmt sie zusätzlich Fifa-Präsident Sepp Blatter (79) ins Visier? Sie lässt es bewusst offen, entlastet ihn nicht – und strapaziert damit wohl die Nerven des Wallisers.

Bisher hat Lynch 14 Personen angeklagt, 13 davon sitzen in Haft, einer ist flüchtig. Erst drei Fifa-Funktionäre befinden sich in den USA, die anderen harren in Auslieferungshaft – in der Schweiz und anderen Ländern. «Namen kann ich noch keine nennen»

Die Vorwürfe von Lynch sind happig: Bei der Vergabe von Fernseh- und Marketingrechten in Nord-, Mittel- und Südamerika sei es zu Korruption und Bestechung gekommen. Und zwar in grossem Stil. Längst seien die Ermittlungen nicht abgeschlossen. «Wir werden weitere Personen und Organisationen anklagen», so Lynch gestern. Blatter? «Namen kann ich noch keine nennen.»

Am 27. Mai wurden in Zürich sieben Fifa-Funktionäre verhaftet. Seither meidet der Fifa-Präsident all jene Länder, die mit den USA ein Auslieferungsabkommen haben. Sollte Blatter das weiterhin tun, will ein britischer Journalist wissen. Lynch mehrdeutig: «Da ich nichts Spezifisches zu Personen sage, gegen die wir ermitteln, werde ich Herrn Blatter keine Reisetipps geben.»

Schweizer haben 11 Terabytes an Daten beschlagnahmt
Etwas konkreter gibt sich der Schweizer Bundesanwalt Michael Lauber (49), der an Lynchs Seite auftritt. Er ermittelt, ob es bei den Vergaben der Weltmeisterschaften 2018 an Russland und 2022 an Katar zu Korruption kam. Die Bundesanwaltschaft führe eine aufwendige Untersuchung durch, «die länger dauert als die 90 Minuten eines Fussballspiels», so Lauber. Seine Juristen würden Unterlagen sichten mit einer Datenmenge von 11 Terabytes. Er habe 121 Konten bei Schweizer Banken im Visier.

Zudem seien Wohnungen in der Westschweiz und in den Alpen durchsucht und versiegelt worden. «Zum Volumen der gesperrten Vermögenswerte mache ich aus ermittlungstaktischen Gründen keine Angaben», so Lauber. Sicher sei: Er ermittle noch lange: «Noch ist nicht einmal die erste Halbzeit vorbei.»