Von Peter Hossli
Scheinbar zufällig erfasst die Kamera die edle Uhr. In der nächsten Sequenz treibt sie die Handlung der TV-Serie «House of Cards» voran: Elegant klaubt ein amerikanischer Politiker namens Francis Underwood einen Zeitmesser aus der Schatulle und legt ihn ums Handgelenk. Wer genau hinschaut, erkennt sofort: Es ist eine Uhr der Schaffhauser Manufaktur IWC.
US-Schauspieler Kevin Spacey (54) trägt sie in fast jeder Szene.
Brillant verkörpert er den machtversessenen Parlamentarier Underwood. Skrupellos zieht er im politischen Milieu Washingtons die Fäden. Er steigt auf, weil er andere zu Fall bringt. Bis ins Weisse Haus.
Sein Waffe ist die Intrige, seine Sätze speien Gift. «Freunde sind die schlimmsten Feinde», sagt er etwa. Oder: «Bei allem geht es um Sex. Nur bei Sex nicht. Da geht es um Macht.» Für ihn gilt: «Entweder du jagst, oder du wirst gejagt.»
Neben Underwood wirkt der italienische Machtmensch Machiavelli wie ein unbeholfener Stümper.
Ihm zuzuschauen, macht süchtig. Als «meine Lieblingsserie» bezeichnet US-Präsident Barack Obama (52) «House of Cards». Auch er schaut die IWC-Uhren an – ohne dass IWC etwas dafür getan hat.
Zwar ist Spacey seit zehn Jahren Werbeträger der Schaffhauser. Aber: «Es gibt keine Zusammenarbeit zwischen IWC und ‹House of Cards›», sagt Firmensprecher Uwe Liebminger. Die Uhrmacher nahmen keinerlei Einfluss auf das Drehbuch. Requisiten stellten sie nicht. Spacey, sagt Liebminger, brachte private Uhren zum Set und zog an, was ihm beliebte. «Nicht weil er dazu verpflichtet gewesen wäre, sondern weil er das wollte.»
Was ungewöhnlich ist in Hollywood. Für Filmfirmen ist das Platzieren von Produkten lukrativ. Für Konzerne ist es eine beliebte Option, ausserhalb gängiger Webespots für ihre Konsumgüter zu werben.
Neun Milliarden Franken gaben sie letztes Jahr dafür weltweit aus. Geld, mit dem sie Einfluss kaufen. Liegt eine erste, grobe Drehbuchidee auf dem Tisch, schalten sich die Werber ein und arbeiten zusammen mit den Autoren produktgerechte Szenen und filmgerechte Produkte ein.
Unter Wasser guckt der Bösewicht dann halt auf eine wasserdichte Uhr. Der Held übermittelt im letzten Moment die rettende Nachricht mit dem sofort erkennbaren Smartphone. Ein deutsches Auto bereitet einer kessen Hauptdarstellerin besonderes Fahrvergnügen.
Oder eine Uhr verleiht dem Fiesling den noblen Anstrich. Seine Komplotte schmiedet Underwood im Massanzug mit passendem Uhrwerk. Geld floss dabei keines. «Wir haben nichts dafür bezahlt, dass Kevin Spacey in ‹House of Cards› unsere Uhren trägt», sagt Liebminger von IWC. «Es besteht einzig eine direkte Beziehung zu Spacey.»
Der hält gerne und oft den Kopf hin für IWC. So schrieb und inszenierte er ein Theaterstück, das in Genf Premiere feierte. Unlängst lud er in London Kinder ein und las ihnen aus «Der kleine Prinz» vor, dem Klassiker des französischen Autors Antoine de Saint-Exupéry. IWC unterstützt die karitative Saint-Exupéry-Kinderstiftung. Denn Spacey ist alles andere als fies – im Gegensatz zu Francis Underwood.