Die Muster-Knaben vom Paradeplatz

Die beiden Schweizer Grossbanken haben diese Woche die Jahresergebnisse bekannt gegeben. Was ihre Strategien bedeuten. Ein Kommentar.

Von Peter Hossli

Es war noch dunkel, als ­Brady Dougan gestern im Zürcher Schnee joggte. Am Weihnachtsessen mit der Presse ass der Credit-Suisse-Chef gedünstetes Gemüse, trank Cola Zero, das Dessert rührte er kaum an. – Fit wie der Asket an der Spitze soll die CS sein.

Und so diszipliniert. Vehement senkt Dougan die Kosten, gezielt vermindert er die Risiken. Als weltweit erste Bank überhaupt unterstellt die CS ihre Investmentbank den schärfsten Eigenkapitalvorschriften.

Ebenfalls vorbildlich gibt sich der Konkurrent auf der anderen Seite des Paradeplatzes. Die UBS will die «am besten kapitalisierte Bank der Welt» sein, sagte ihr CEO Sergio Ermotti am Dienstag.

Beide Schweizer Grossbanken sind Musterknaben, ziehen redlich die Lehren aus der Finanzkrise. Reduzieren Gefahren, um künftig nicht mehr «too big to fail» zu sein.

Was andere freut. Die fünf grössten US-Banken sind heute grösser als vor der Finanzkrise. Schrumpfen will keine, strengeren Kapitalvorschriften versperren sich die Amerikaner. Sie wissen: Wer viel riskiert, kann noch mehr gewinnen.

Gleichwohl halten die risikoscheuen Schweizer Banker an ihren Investmentbanken fest – statt hauptsächlich Vermögen zu verwalten. Sie verdrängen, was offensichtlich ist: Ihre Spiesse sind heute kürzer als jene der anderen.