Licht am Ende des UBS-Tunnels

Trotz 2,5-Milliarden-Minus steht die UBS gut da. Vor allem Altlasten belasten die Grossbanken.

Von Peter Hossli und Claudia Gnehm

Kurz vor neun Uhr, ein kalter UBS-Konferenzsaal in der Nähe der Zürcher Bahnhofstrasse. Frühlingshaft dagegen scheint die Stimmung bei Konzernchef Sergio Ermotti. Obwohl er einen Jahresverlust von 2,5 Milliarden Franken bekanntgibt. Die roten Zahlen begründet er mit Altlasten. So zahlte die UBS wegen der Libor-Manipulationen 1,4 Milliarden Franken. Teuer ist der Umbau zur schlankeren und effizienteren Bank mit tieferen Risiken – und 10 000 Jobs weniger.

Gezielt grenzen sich Ermotti und VR-Präsident Axel Weber von den Vorgängern Oswald Grübel und Kaspar Villiger ab. Um sieben Prozent schrumpft der Bonus-Topf auf neu 2,5 Milliarden Franken. 42 Prozent weniger als 2010 unter Grübel.

Die Minder-Initiative habe das Anreizsystem aber nicht beeinflusst, sagte Ermotti zu BLICK. Und doch war es der Druck der Aktionäre, der es umkrempelte. Kurzfristige Risiken lohnen sich fortan nicht mehr. Der maximale Bar-Bonus halbiert sich von zwei auf eine Million Franken. Bei aktienbasierten Vergütungen gelten mehrjährige Leistungskriterien sowie längere Aufschubfristen. Kader erhalten Fünfjahresbonds. Unterschreitet die UBS ihre Kapitalquote, verfallen sie.

Was sagt Ermotti zu anderen Banken, die ihre Boni noch stärker senken? «Unsere Leute haben 2012 extrem gut gearbeitet.» Man könne Äpfel nicht mit Orangen vergleichen.

Ermotti bricht mit der Vergangenheit, indem er die Risiken mindert. Stolz betonte er, die UBS sei die «am besten kapitalisierte Bank der Welt» und habe die Eigenkapitalvorschriften für 2019 fast erreicht.

Er vermeldete Erfolge für die Vermögensverwaltung. Trotz angeblicher Imageprobleme flossen der UBS letztes Jahr 47 Milliarden Franken Neugelder zu. In Nordamerika erzielte sie ihr bestes Ergebnis überhaupt.

Sprach Grübel jeweils kaum verständlich Englisch, drückt sich der Tessiner Ermotti eloquent aus. Und unterstreicht, wie wichtig die Schweiz für das Geschäft sei. Die Bank erzielte hier einen Vorsteuergewinn von 1,5 Milliarden Franken. Wichtiger: Die von Steuerzahlern gerettete UBS scheint beim Volk wieder beliebt zu sein – und erhielt 2012 so viele Neugelder wie seit 2001 nicht mehr.

Freuen dürfen sich auch die Aktionäre. Ermotti will die Dividende um 50 Prozent auf 15 Rappen pro Aktie erhöhen.

«Wir müssen noch viel mehr tun», meinte Ermotti zuletzt bescheiden. Denn: «Die Weltwirtschaft ist nach wie vor fragil.» Leise Töne eines Bankers, der eine angeschlagene Bank flottmacht.