Von Peter Hossli
Die 400 reichsten Amerikaner besitzen zusammen 1700 Milliarden Dollar. 1992 waren es noch 300 Milliarden. Mehr als verfünffacht hat sich das Vermögen der Superreichen in zwanzig Jahren. Dagegen ist nichts einzuwenden. In einer Demokratie darf reich werden, wer Ausserordentliches leistet.
Wenn die Reichen aber jenes System, das dies ermöglicht, immer weniger mittragen, gerät es aus den Fugen. Genau das ist in den USA in den letzten zwanzig Jahren geschehen. 1992 brachten die 400 reichsten Amerikaner noch 27 Prozent der Steuern auf. Heute sind es weniger als 20 Prozent. Zudem zahlt manch ein Krösus dank legaler Tricks überhaupt keine Steuern mehr.
Eine Gesellschaft aber krankt, wenn ausgerechnet jene sie nicht mehr stützen wollen, die von ihr am meisten profitieren.
Das sagt nicht etwa einer, der wie fast alle 314 Millionen Amerikaner keine Milliarde auf der Seite hat. Das sagt laut und deutlich der zweitreichste US-Bürger. Warren Buffett, mittlerweile 82 Jahre alt und 46 Milliarden Dollar reich, verlangt höhere Steuern – für sich und seine betuchten Freunde.
Es ist sinnvoll, wenn Milliardäre wie Buffett finanzielle Opfer bringen wollen. Sie lindern so die hohe Staatsverschuldung.
Selbst wenn sie das aus Eigennutz tun. Buffett weiss: Wenden die USA nicht bald ihre Fiskalkrise ab, schlittert das Land in eine schwere Rezession. Buffetts Milliarden würden schmelzen. Da legt er lieber einen etwas höheren Bruchteil davon in die Staatskasse – und sichert so ein System, das ihn noch reicher machen kann.