Von Peter Hossli
Wie viel sind 2,3 Milliarden Dollar? Mit dieser Frage eröffnete Anklägerin Sasha Wass vor zehn Wochen den Strafprozess gegen Ex-UBS-Händler Kweku Adoboli. Zwei Jahre lang bezahlen Spitäler damit die Löhne von 70 000 Krankenpflegern. 2,3 Milliarden Dollar – das ist die horrende Summe, die Adoboli im Sommer 2011 verzockte. Seine Strafe – sieben Jahre Knast, nur die Hälfte sitzt er sicher ab – ist eher mild. Zumal er nichts zurückzahlen muss.
Mit zwei dürren Sätzen bedankte sich die UBS gestern bei Polizei und Behörden in London. Die Bank weiss: Wenn sie denn darf, muss sie mehr sagen. Zumal einer ihrer Banker drei Jahre lang trickste und betrog. Sich über Weisungen hinwegsetzte. Verbote missachtete. Limiten überschritt. Viele seiner Geschäfte sicherte er nicht ab – ein Tabu im Investmentbanking. Eine Wette gegen die ungedeckten 12 Milliarden Dollar? Die UBS wäre heute platt!
Schaute die Bank weg, solange Adoboli mit illegalen Geschäften Gewinne erzielte? Zumindest bleibt der Verdacht haften.
Sicher ist: Die Kontrollorgane versagten sträflich – und die Menschen, welche sie überwachen sollten. Zurecht trat CEO Oswald Grübel zurück, sind Verantwortliche nicht mehr im Amt, fährt die UBS das riskante Investmentbanking zurück.
Gestern publizierte die Bank auf zehn Seiten bisher eingeleitete Schritte, die künftig Betrug verhindern sollen. Wer sie liest, staunt. Nicht weil etwas fehlt, die Massnahmen sind gut. Erstaunlich ist, dass sie erst eingeführt wurden, nachdem einer zwei Jahreslöhne von 70 000 Pflegern verspielt hatte. Wohl unbemerkt.