Sind 7 Jahre genug für 2,3 Milliarden?

Der Ex-UBS-Trader Kweku Adoboli wurde in London für schuldig erklärt. Dafür erhält er sieben Jahre Zuchthaus.

Von Peter Hossli

Richter Brian Keith war deutlich: «In Ihnen schlummert ein Gambler», sagte er gestern in London zu Ex-UBS-Trader Kweku Adoboli: «Sie glaubten, dass die Bankregeln für Sie nicht gelten würden. Das war arrogant.»

Dafür büsst er nun. Adoboli (32) ist schuldig, der UBS einen Verlust von 2,3 Milliarden Dollar beschert zu haben. Die Strafe: sieben Jahre Zuchthaus. Mindestens die Hälfte muss er absitzen. Er hat 28 Tage Zeit, Berufung einzulegen.

Von 2005 bis zur Verhaftung am 15. Dezember 2011 war Adoboli bei der UBS-Investmentbank in London als Händler tätig. Als er am 14. September aufflog, hatte er offene Positionen von 8 148 548 619 Dollar.

Handelsgeschäfte hatte er erfunden, Verluste und Gewinne unterschlagen, «die Existenz der Bank bedroht», so die Anklägerin Ihrer Majestät, Sasha Wass. An einem Tag hatte er offene Positionen von 12 Milliarden Dollar. Obwohl seine Handelslimite auf 50 bis 100 Millionen beschränkt war. Als «Falschspieler» zeichnete ihn die Anklage, «von Gier getrieben». Die UBS sah er als Casino, nicht als Bank. Sein Motiv: Er wollte Gehalt und Bonus steigern. Was ihm gelang. 2005 startete er mit 42 500 Pfund Jahresgehalt. 2010 waren es total 360 000 Pfund – fast zehnmal mehr.

Fest steht nun: Die UBS honorierte nicht Leistung, sondern Betrug.

Fehlgeschlagen ist die Strategie der Verteidigung. Sie hatte vor, die Bank in die Verantwortung zu nehmen, als Komplizin zu zeichnen, die bei illegalen Gewinnen weggeschaut habe.

Ohne Erfolg. Die Geschworenen sprachen Adoboli im wichtigsten Vorwurf schuldig – und machten ihn alleine verantwortlich für einen Verlust von 2,3 Millionen Dollar. Erzielt hatte er ihn im Sommer 2011.

Ebenfalls schuldig ist Adoboli wegen betrügerischer Geschäfte zwischen Oktober 2008 und Mai 2011. Bewusst setzte er die Bank in dieser Zeit viel zu hohen Risiken aus. Freigesprochen wurde der Ghanaer allerdings vom Vorwurf der Bilanzfälschung.

Des Strafmasses harrte Adoboli in einem geschlossenen Glaskasten im Gericht. Hinter ihm sass sein Vater, ein Diplomat, der aus Ghana nach England gereist war.

Die UBS nahm das Urteil zur Kenntnis, dankte Polizei und Behörden. Mehr kann sie bis Ablauf der Berufungsfrist nicht sagen.

Kommentar zum Urteil: Die richtigen Lehren – vier Jahre zu spät