Wars das, Mr. Romney?

Beim aussenpolitischen Streitgespräch brachte Barack Obama seinen Gegner arg ins Schwitzen. Auch Europa verlor.

Von Peter Hossli

Selten beeinflusst die Aus­senpolitik amerikanische Wahlen. Deshalb überboten sich Präsident Barack Obama (51) und Herausforderer Mitt Romney (65) im letzten TV-Duell darin, aussenpolitische Fragen innenpolitisch zu beantworten. «Der Einfluss Amerikas in der Welt nimmt ab», frotzelte etwa Romney. Warum? «Weil es dem Präsidenten nicht gelang, die US-Wirtschaft in Gang zu bringen.» Just rasselte er seine Ideen für die Wirtschaft runter. Aussenpolitische Visionen? Die blieb er schuldig.

Nur mit Mühe brachte Moderator Bob Schieffer (75) die Kandidaten fürs Weisse Haus weg von Amerika, hin zur Welt. Dort waren sich die beiden über vieles einig: über den Truppenabzug aus Afghanistan im Jahr 2014, die Gefahren einer US-Einmischung in den syrischen Bürgerkrieg oder darüber, dass Drohnen ein griffiges Mittel gegen Terroristen seien.

Anfänglich versuchte Romney zu wiederholen, was ihm im ersten TV-Duell so meisterhaft gelungen war. Er rückte von extremen Positionen ab, gab sich moderat statt kriegstreiberisch. Er weiss: Die Amerikaner sind kriegsmüde.

Dieses Mal liess sich Obama nicht erwischen. Gezielt zeichnete er Romney als einen, der mal das sagt, dann das. «Ob Naher Osten, Afghanistan, Irak, Iran – Sie wechseln ständig Ihre Haltung», legte der Präsident los. Flugs setzte er Romney in eine Reihe mit George W. Bush und Dick Cheney. Sagen will er: Republikaner wie Romney hatten die jüngsten Kriege angezettelt.

Dieser verfing sich in wirren Monologen, verwechselte Namen, stotterte. Cool fast, wie Obama die Bemerkung Romneys verhöhnte, Russland sei Amerikas grösster geopolitischer Gegner. Als sei noch Kalter Krieg. «Romney will die Aussenpolitik der 80er-Jahren zurück», sagte der Präsident und schwenkte zur Innenpolitik. «Genau wie er die Gesellschaftspolitik der 50er-, die Wirtschaftspolitik der 20er-Jahre will.» Zahm konterte Romney: «Geht es um Russland und Putin, werde ich nie die rosa Brille aufsetzen.»

Dem Duell fehlte die Intensität. Brillante Analysen blieben aus, bei beiden. Der ein­zige Lacher gehörte Obama. «Wir haben heute auch weniger Pferde und Bajonette», sagte er zu Romneys Einwand, die USA hätten weniger Kriegsschiffe als 1917. «Wir haben Sachen, die heis­sen Flugzeugträger», kostete er den Moment aus. «Darauf landen Flugzeuge.»

Raffiniert verpackte Obama seinen grössten Triumph. Ein Mädchen namens Peyton habe ihn am Ground Zero geherzt, weil US-Elitesoldaten Terrorfürst Osama Bin Laden töten konnten. Vier Jahre alt sei sie gewesen, als ihr Vater sie am 11. September 2001 vom brennenden World Trade Center anrief. «Ich liebe dich, werde stets über dir wachen», verabschiedete er sich von Peyton.

Romney fehlten solch rührende Anekdoten. Was ihn ins Schwitzen brachte. Alt und dick machte der Schweiss den sonstigen Strahlemann. Er triefte wie Richard Nixon 1960 im ­Duell gegen John F. Kennedy.

Romney war nicht der einzige Verlierer der aussenpolitischen Debatte. Europa war nie ein Thema. Nicht einmal die Eurokrise scheint Amerika zu kümmern.