20-mal weltoffen in der Aargauer Kleinstadt

Das Animationsfilm-Festival Fantoche feiert seine 20. Ausgabe: Ein Geburtstagsgruss.

Von Peter Hossli

Fantoche ist ein internationales Filmfestival in der Provinz. Und das ist sein grosses Glück. Immer in der gleichen Stadt, immer in Baden, immer im Kanton Aargau – nicht nur, aber auch deswegen gibt es die Kulturveranstaltung seit 1995, geht sie jetzt zum 20. Mal über die Bühne.

Gegründet haben sie vier Personen, die damals allesamt ausserhalb von Baden lebten. Wir wollten die Welt des Animationsfilms in die Bäderstadt holen. Nicht wegen der berühmten Bäder, die schienen Mitte der 1990er-Jahre ihre besten Tage hinter sich zu haben. Sondern wegen der weltoffenen Menschen. Und weil eine kleine Stadt ein Festival gross machen kann und das Festival den Namen der kleinen Stadt im besten Fall in die Welt zu tragen vermag.

Klar, wir überlegten uns damals, Fantoche in Zürich anzusiedeln, wo Geld, Medien und Kultur sich konzentrieren. Aber davon kamen wir schnell wieder ab. In Zürich oder Bern oder Basel wäre Fantoche eins von vielen kulturellen Angeboten gewesen. Baden aber wollten wir vollständig einkleiden mit der Magie des Trickfilms. Regisseurinnen und Regisseure aus Amerika, Estland, Italien oder England würden unter dem Stadtturm hindurchgehen und den Ort in eine Festivalstadt verwandeln. Die Badenerinnen und Bade- ner würden die Gäste aus aller

Welt freundlich empfangen, sie bewirten und sich mit ihnen bis spät in die Nacht austauschen.

Was die Stadt zu bieten hat, wussten wir, sind über Jahrzehnte, ja Jahrhunderte gewachsene Werte: Eine Kinofamilie, die seit Generationen in Baden und Wettingen Filme zeigt – und uns ihre Leinwände überliess; die Geselligkeit, die wohl auf die Zeit des alten Roms zurückgeht; die internationale Ausstrahlung, die in der Industrie Badens fusst; die ideale Anbindung mit der Eisenbahn zum Flughafen und die Nähe zu den grossen Schweizer Städten. Und natürlich die Wertschätzung, die die Kultur im ganzen Kanton Aargau geniesst. Die öffentliche Hand und private Unternehmer, die bereit waren und weiterhin sind, das Festival zu unterstützen.

Die Beziehung zwischen Stadt und Festival ist symbiotisch, da profitieren alle.

Nicht allein vom Geld, das im lokalen Gewerbe bleibt. Junge Helferinnen und Helfer aus der Region sammeln berufliche Erfahrungen. Das Festival belebt das Filmschaffen der Schweiz. Hinzu kommt die Ausstrahlung: Fantoche ist heute weltweit eines der wichtigsten Animationsfilmfestivals. Darauf dürfen Stadt und Festivalteam stolz sein.

Wir vom Gründungsteam freuen uns einfach, wie gross, stark und gesund unser Baby geworden ist. Danke, Baden.