Breitling macht sich in China breit

Uhren-Manufaktur startet Grossoffensive im Reich der Mitte.

Von Peter Hossli (Text) und Pascal Mora (Fotos) aus Peking

Das Licht geht aus. Geigen schwingen. Ein Scheinwerfer zielt auf den Eingang. Gladiatoren gleich tritt ein Trio im Smoking ins futuristisch anmutende Phoenix-Center von Peking: Die Schauspieler Brad Pitt (54) und Daniel Wu (44) flankieren Breitling-Chef Georges Kern (53).

Der Schweizer lädt in China zur grossen Gala. Seine Mission: Die Uhren-Marke Breitling, die er seit 2017 verantwortet, im grössten Luxusmarkt bekannter zu machen.

Pitt und Wu tragen klassisch Schwarz. Kern betritt die Bühne im roten Samt-Jackett. «Als ich hörte, dass Brad und Daniel kämen, ergriff mich Panik», witzelt der selbstsichere Uhrenverkäufer. «Mein Schneider gab mir etwas Buntes, damit ich neben den beiden Herren nicht ganz abfalle.»

Auf der Leinwand flimmern Flieger- und Surfer-Spots von Breitling, die Stimmung ist heiter, die Roben sind elegant. Während der Vorspeise legt Pitt die Fliege ab und hängt das Sakko über den Stuhl. Lässig palavert er mit Kern, nippt am Weissweinglas und tauscht sich mit Modefotograf Peter Lindbergh (73) aus, der die neuste Werbekampagne von Breitling fotografiert hat – wie immer in Schwarz-Weiss.

Nach dem Hauptgang – Filet von Freilandrindern mit Pak Choi – greift sich Kern das Mikrofon. «Ni hao», grüsst er Chinesisch, «hallo». Mit wenigen Worten erklärt er die Philosophie der Marke. Wichtig bleibe die Fliegerei, die Breitling seit Jahrzehnten prägt. Neu möchte er an die reiche Geschichte der 1884 in Saint-Imier BE gegründeten Manufaktur anknüpfen. An die Zeit etwa, als Leinwandgrösse Raquel Welch (78) und Chansonnier Serge Gainsbourg (1928–1991) für Breitling warben. Und: «Wir machen Uhren für Frauen wie Männer.»

Zuletzt bittet Kern die Stars auf die Bühne. Wu schildert, wie er in Peking zum Martial-Arts-Kämpfer wurde. «Sei einfach nett zu mir!», witzelt Kern und erntet erneut Lacher. Lindbergh war vor 35 Jahren erstmals hier und fragt: «Wo sind die Millionen von Fahrrädern geblieben?»

Telefone flimmern, Blitze flirren durch den Saal, als Pitt die Bühne betritt. «Wie gefällt dir mein Jackett, Brad?», fragt Kern. Pitt schweigt dezent und wischt ihm einen Fussel von der Schulter. «Ich bin zum ersten Mal in Peking», sagt Pitt, der wegen des Films «Seven Years in Tibet» (1997) in China jahrelang unerwünscht war. «Alles ist grösser, als ich mir das vorgestellt habe.»

Kern zieht das iPhone aus der Tasche und bittet Lindbergh, ein Vierer-Selfie zu schiessen: Pitt, Wu, Lindbergh, Kern. «Schrecklich, das ist ja Farbe!», scherzt Lindbergh und drückt ab. Am selben Abend veröffentlicht er eine schwarz-weisse Version des Selfies auf Instagram.

Pitt verzieht sich in die Bar, bewacht von Bodyguards. Kern Schweissperlen wischt mit einem Tuch Schweissperlen von der Stirn – und lädt zur Afterparty: «Das war erst der Anfang!»