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Strom ersetzt Benzin. Zapfsäulen versiegen. Ölstaaten bauen Solaranlagen. Händler wechseln den Rohstoff. Und es gibt keine Kriege mehr ums Öl.

Von Peter Hossli (Text) und Scott Rodgerson (Foto)

Die wichtigste Zahl der Welt verschwindet: der Benzinpreis.

Über fünf Millionen Menschen können in der Schweiz Auto fahren. Sie frohlocken über sinkende Zahlen an der Zapfsäule, schmollen aber, wenn diese steigen. Der Preis einer amerikanischen Gallone Sprit (3,79 Liter) entscheidet oft darüber, wer US-Präsident wird. Für güns-tiges Benzin zieht Amerika in Kriege.

Was, wenn wir Batterien laden statt Tanks füllen? Es stellt die Weltordnung auf den Kopf. «Setzen sich alternative Energien durch, senken wir den Ölpreis», drohte vor zwölf Jahren noch der saudi-arabische Ölminister. Das Fass Rohöl könne er für einen Dollar aus der Wüste holen.

Heute investiert Saudi-Arabien in Solaranlagen. Selbst Scheichs erscheint es sinnvoller, saubere Energie zu gewinnen und dreckiges Öl im Boden zu lassen.

Versiegt der Durst nach Benzin, verhallt der Einfuss irrer Öl-Diktatoren. Nahost? Wird zum politischen Nebenschauplatz, Frieden wäre wohl möglich.

Die steinreiche Rockefeller-Dynastie verkaufte jahr- zehntelang das schwarze Gold der Araber. Nun entschieden sich die Erben, alle Anteile an Ölkonzernen abzustossen.

Statt zur Zapfsäule fahren wir zur Steckdose. Tests, bei denen Autos über die Strasse mit Strom versorgt wurden, waren erfolgreich. Was Probleme schafft: Wer bezahlt künftig die Autobahnen? Mit jedem Liter Benzin, den wir heute tanken, finanzieren wir den Strassenbau mit 73,12 Rap-pen mit, bei Diesel sind es 75,87 Rappen. Das deckt 55 Prozent der 8,8 Milliarden Franken, die Bau und Unterhalt von Strassen jährlich kosten.

Ab 2025 entsteht eine Lücke, da sich Strom kaum besteuern lässt. Deshalb schuf das Schweizer Volk 2017 in einer Volksabstimmung die Grundlage für eine direkte Besteuerung der E-Mobile.

Längst reagiert haben Schweizer Rohstoffhändler. Sie setzen neu auf Lithium und Kobalt – zwei Bestandteile, aus denen Batterien hergestellt werden. Problemlos ist selbst das nicht.

Zuweilen schürfen in Afrika nämlich Kinder nach den kostbaren Metallen.