Von Peter Hossli
Das Buch erfüllte die angekündigten Erwartungen. Es werde «das ganze Land erschüttern», hiess es vorab.
Das Buch erfüllte trotzdem nicht, was sich der Verlag erhoffte. «Es verkauft sich schlechter als erwartetet», sagt Verlegerin Gabriella Baumann-von Arx (56).
Liegen bleibt in den Buchhandlungen «Jürg Jegges dunkle Seite». Berührend und feinfühlig geschrieben, erzählt darin Markus Zangger (58) sein Leben. Jahrelang hatte ihn der Schweizer Pädagoge und Liedermacher Jürg Jegge (73) sexuell missbraucht.
Das Buch, mitverfasst vom ehemaligen «Tages-Anzeiger»-Reporter Hugo Stamm (68), löste ein Gewitter in den Medien aus. Weitere Opfer sagten aus. In Interviews gestand Jegge die Taten.
Etwas aber fehlte: Buchbesprechungen. Nicht die Geschichte des Opfers des unverzeihlichen Verbrechens war medial das Thema. Sondern der prominente Täter, der seine Macht als Lehrer missbrauchte.
Zwei Wochen hielt sich das Buch auf Platz drei der Bestsellerliste, sank auf Platz sieben – und fiel dann raus. «Erstaunlich ist, dass ein so aufrüttelndes Buch nach vier Wochen nicht mehr unter den Bestsellern ist», so Verlegerin Baumann-von Arx.
Ein Hit ist das Buch für Zangger. «Viele Leser bedanken sich bei mir für die einfühlsame Geschichte», sagte er. Gross sei seine Erleichterung, «dass ich nun nichts mehr vertuschen muss. Kein Opfer soll sich je wieder schämen, darüber zu reden.»