Von Peter Hossli
Donald Trump (70) straft das wichtigste Versprechen seines Wahlkampfs Lügen: Er ist doch kein Pazifist, sondern wirft die grösste Bombe seines Arsenals über Afghanistan ab. Statt sich wie versprochen von der Weltbühne zu verabschieden, gebärdet er sich als Weltpolizist.
Noch im Wahlkampf verteufelte er seine demokratische Widersacherin Hillary Clinton (69) als Kriegstreiberin. Er schimpfte Ex-Präsident George W. Bush als «Bürgermeister von Bagdad» und den Irakkrieg als «grossen Fehler». Nun führt er selber Krieg.
Ist Trump also ein Opportunist? Ein Wendehals, der nun kraft seines Amtes den «grossartigsten Streitkräften der Welt» vorsteht?
Erratisch statt rational
Das wäre zu einfach, denn herkömmliche Erklärungsversuche greifen bei Trump nicht. Oft agiert er erratisch, nicht rational. Wohl aus dem Bauch heraus liess er 59 Tomahawk-Marschflugkörper auf Syrien abfeuern, nachdem der dortige Diktator Bashar al-Assad (51) chemische Waffen eingesetzt hatte. Ein Vorgehen zudem, das einst Hillary Clinton in Erwägung zog.
Trump ist kein geradliniger Mensch. Bereits als Geschäftsmann hat er bei Deals stets Meinung und Richtung gewechselt. Was Trump heute sagt, hat morgen keinen Wert mehr.
Lenkt er von Russland ab?
Wochenlang stand Trump mit dem Rücken zur Wand. Seine Verbindungen zu Russland hatten ihn in die Enge getrieben, ja sie bedrohen seine Präsidentschaft.
Was schafft da mehr Distanz zu Russland, als die Russen mit einem Schlag gegen Syrien zu ärgern? Oder mit dem ersten Einsatz der Superbombe?
Am Donnerstag warf ein US-Transportflugzeug die grösste nicht nukleare Bombe der Streitkräfte der USA auf Stellungen der Terrorgruppe Islamischer Staat in Afghanistan ab.
Diese als Mutter aller Bomben verniedlichte Superwaffe ist neun Meter lang, zehn Tonnen schwer, hat eine Sprengkraft von elf Tonnen TNT. Sie kostet 14 Millionen Franken pro Stück – das Teuerste ist das Fernlenksystem, das die Bombe ins Ziel steuert.
Liebesgrüsse nach Teheran und Pjöngjang
Setzt ein Staat eine neue Waffe ein, will er damit stets ein Zeichen setzen, eine Botschaft an weitere Länder aussenden.
Zum Beispiel an Nordkorea, mit dem Trump im Clinch liegt. «Ich weiss nicht, ob [der Bombenabwurf] eine Botschaft ist an Nordkorea», wich Trump der Frage einer Reporterin aus. «Das spielt überhaupt keine Rolle», feixte er wie ein kleiner Junge. «China löst das Problem mit Nordkorea.»
Dabei weiss er sehr wohl: Der nordkoreanische Diktator Kim Jong-un (33) verfolgt genau, mit welcher Wucht die USA unter Trump ihr Militär einsetzen.
Zumal vor der Küste Nordkoreas der Flugzeugträger USS Carl Vinson mitsamt Begleitschiffen kreuzt. Eine schlagkräftigere Armada haben die USA nicht zu bieten.
Eine weitere Botschaft sendet Feldherr Trump nach Teheran. Sie ist klar: Sollte der Iran Nuklearwaffen entwicklen, wäre die USA bereit und fähig, die dazu nötigen Anlagen anzugreifen und zu zerstören.
Ewiger Krieg am Hindukusch
Er selbst muss sich nicht fürchten, als Wendehals zu gelten und Anhänger zu verlieren. Seine Anhänger haben ihn gewählt – und nicht einen Katalog politischer Haltungen.
Etwas unterstreicht der Einsatz der Mutter aller Bomben: Dass die USA seit November 2001 in Afghanistan das gleiche tun, nämlich Bomben auf Höhlen zu werfen. Sie sind keinen Schritt weiter.
Trump ist nach Bush und Barack Obama (55) der dritte Präsident, der sich am Hindukusch die Zähne ausbeisst. Die Mega-Bombe wird den ewigen Krieg kaum beenden.