Von Peter Hossli (Text) und Stefan Falke (Fotos)
Gestern Abend, kurz nach 19 Uhr in Cleveland. Donald Trump Jr. (38) verliest das Resultat der republikanischen Vorwahlen von New York. Kurz danach ertönt Frank Sinatras Ode «New York, New York» aus Lautsprechern. Donald Trump (70), der Milliardär aus Manhattan, hat es geschafft. Er hat genug Stimmen, ist offizieller Kandidat der Republikaner für das Weisse Haus.
Der Saal jubelt, der Parteikonvent hat seine Aufgabe erfüllt. «Kein Moment meines Lebens hat mich mit mehr Stolz erfüllt», sagt sein Sohn drei Stunden später in einer leidenschaftlich vorgetragenen Rede.
Milliardärs-Kinder auf Baumaschinen
«Was andere für unmöglich halten, macht er möglich», begründet der Junior den Erfolg des Seniors. «Mein Mentor, mein bester Freund, mein Vater», nennt er ihn. «Will er etwas, erreicht er es.»
Niemand habe seinem Vater einst zugetraut, in Manhattan erfolgreich zu bauen. «Bis er die Skyline New Yorks veränderte.» Vor einem Jahr hiess es noch, der Tycoon habe keinerlei Chancen in der Politik. «Jetzt kann er US-Präsident werden.» Sätze, die in der Quicken-Loans-Arena Hoffnung machen.
Alles, was er könne, habe er von seinem Vater gelernt, schwärmt der Sohn, selbst Vater von fünf Kindern. Oft sei er mit ihm auf Baustellen gewesen. «Meine Geschwister und ich sind die einzigen Kinder eines Milliardärs, die Baumaschinen steuern können.» Nicht Professoren hätten ihn unterrichtet. «Sondern Leute, die einen Doktortitel in gesundem Menschenverstand haben.»
Der Sohn als Bulldogge
Kinder von amerikanischen Politikern spielen meist Nebenrollen. Sie lächeln und schwärmen. Sie zeichnen einen Kandidaten als nett, freundlich, liebevoll.
Nicht so Trump. Sein Sohn tritt als bissige Bulldogge auf. Mit Verve greift er Hillary Clinton (68) an. Gibt ihr die Schuld für die vier im September 2012 in Libyen gefallenen Amerikaner. Nennt Clinton «ein Risiko, das Amerika nicht eingehen darf».
Rhetorisch gekonnt listet er auf, was sein Vater alles tun werde. Schulen verbessern. Steuern verringern. Immigranten fernhalten. Jobs schaffen. Obamacare stoppen. «Er wird ein Präsident sein, der Probleme meistert.»
Vor ihm spricht Halbschwester Tiffany Trump (22). «Mein Vater hat mir vorgemacht, dass ich alles erreichen kann», sagt sie. Strahlt, wirkt etwas nervös, «weil ich das erste Mal vor so vielen Menschen rede.» Ihre Zuneigung, die Liebe für den Vater, scheint echt.
Piñata Hillary Clinton
Sonst reagiert am zweiten Abend des Parteikonvents vor allem etwas: krankhafter Hass auf Hillary Clinton. Wie schon in der Nacht zuvor. Jeder Redner, jede Rednerin drischt auf sie ein, als sei Clinton eine Piñata. Für das Zika-Virus muss sie den Kopf hinhalten. Sie wolle den Amerikanern die Waffen wegnehmen. Sie lüge bösartiger als «Bagdad Bob», der einstige Propagandaminister von Saddam Hussein.
Besonders giftig der Gouverneur von New Jersey. Im Stil eines Staatsanwalts geht Chris Christie (53) auf sie los, setzt sie auf die Anklagebank. Punkt für Punkt zählt er Vergehen auf: Schuldig für das Chaos in Libyen. Die entführten Mädchen in Nigeria. Für Syriens Präsident Assad. Den Atom-Deal mit Iran. Den Export von US-Jobs nach China. Das wieder erstarkte Russland.
«Sperrt sie ein, Sperrt sie ein»
Ekstatisch reagiert das Publikum, als sei es aufgebrachter Mob. «Sperrt sie ein, sperrt sie ein», johlt die Meute immerfort.
Christie, der selber Präsident werden wollte, preist nicht etwa Trump. Er zerfleischt dessen Gegnerin. «Es ist unsere Pflicht, Hillary Clinton zu stoppen.»
Aus allen Poren trieft nur etwas: Hass.