Chuzpe!

Die unverschämten Fussball-Funktionäre. Ein Kommentar.

Von Peter Hossli

blatter_churzpeChuzpe: Es gibt kein treffenderes Wort, um Fifa-Funktionäre zu umschreiben. Es stammt aus dem Hebräischen und steht für jemanden, der die Grenzen des Anstands aus egoistischen Motiven missachtet, also unverschämt handelt.

Wie Sepp Blatter, der Walliser aus Visp. Jahrelang behauptete er, Geld nur für ehrliche Arbeit zu nehmen. Seine Eltern hätten ihm das mit auf den Lebensweg gegeben. Dabei führte Blatter den Weltfussballverband wie ein Kartell. War Teil einer Clique, die sich ungestört Millionen zuschob.

Chuzpe beweist auch Gianni Infantino, der Walliser aus Brig. Der neue Fifa-Präsident liess am Freitag Blatter und zwei andere Fifa-Funktionäre an den Gier-Pranger stellen.

Medienwirksam legten hochbezahlte US-Anwälte Bonuszahlen vor, die in ihrer Summe längst publik sind. Neu war, wie sich jeder Einzelne der Funktionäre bediente. Auch Fifaintern zirkulierten die Zahlen bereits. Warum werden sie gerade jetzt bekannt? Wohl weil Infantino in der Kritik steht.

Erst 2013 gab sich die Fifa einen Vergütungsausschuss. Alte Verträge konnte er nicht ändern. Dreiste Boni aber, wie Blatter sie kassierte, konnte er unterbinden. Bei Infantino setzte der Ausschuss erstmals einen Präsidentenlohn fest – zwei Millionen Franken im Jahr. Weil Infantino das nicht reicht, verdrängte er den Chef des Gremiums. Drei Wochen später stellt er jene bloss, die mehr als er kassierten. Das ist Chuzpe!