Schreibt sich Infantino ins Offside?

Fifa-Präsident Gianni Infantino wehrt sich in der «NZZ» gegen Kritik – und riskiert, noch mehr unter Beschuss zu geraten.

Von Peter Hossli

infantino_grossEs sind happige Vorwürfe, die der Basler Strafrechtler Mark Pieth (63) im SonntagsBlick erhob: «Geldgier zerstört die Fifa-­Reformen.» Weil der neue Fifa-Präsident Gianni Infantino (46) mit zwei Millionen Franken Jahresgehalt nicht zufrieden sei, habe er am Fifa-Kongress in Mexiko-Stadt letzte Woche die Aufsichtsorgane entmachtet. Faktisch kann der von ihm kontrollierte Fifa-Rat alle Mitglieder entlassen oder einsetzen. Betroffen ist etwa die Ethikkommission. Weltweit hagelte es Kritik.

Heute kontert Infantino in der «NZZ». «Fakten statt Spekulationen», verspricht er – und rechtfertigt die Entmachtung. Zum einen sei es nicht möglich gewesen, «genügend qualifizierte Kandidaten aufzustellen». Zudem müsse die Fifa-Führung in der Lage sein, «Personen, die ihre Aufgaben missbraucht haben und gegen die ermittelt wird, umgehend aus diesen Gremien» auszuschliessen.

Als «Heuchelei» beschreibt Andreas Bantel den «NZZ»-Text Infantinos. Er ist Fifa-Sprecher von Fifa-Aufseher Domenico Scala. Letzte Woche trat Scala unter Protest zurück. «Die Aufsichtsorgane der Fifa haben viele Personen abgesetzt», sagt Bantel. Unlängst Fifa-Ethiker Pedro Damiani (57) aus Uruguay, der in den Panama Papers erscheint. Passé? Die Gewaltentrennung! Infantino riskiere zudem, durch den Aufsatz in der «NZZ» ins Visier der Ethikkommission zu geraten. «Infantinos Aussage, der Lohn sei nicht festgesetzt, ist schlicht falsch.» Damit verletzte Infantino den Fifa-Ethik-Code. Die Ethikkommission müsste ermitteln.

Doch macht sie das? «Zum Schutze aller Untersuchungen ist die Untersuchungskammer nicht in der Lage Angaben zu machen, ob gegen eine Person eine Voruntersuchung eingeleitet wurde oder nicht», sagt Roman Geiser, Sprecher der Untersuchungskammer der unabhängigen FIFA-Ethikkommission.