Von Peter Hossli
Die Politik hat schon manches Rückgrat gebrochen. Und doch erstaunt, wie rasch jenes von Magdalena Martullo-Blocher (46) knickt. Sie, die erfolgreiche Unternehmerin, die eiserne Liberale, die seit Jahren den kleinen Staat und die grosse Eigenleistung anpreist. Die gegen Subventionen für Bauern wettert, Beamte kleinredet, die fordert: «Der Staat muss zurückstecken.» Ausgerechnet sie feiert nun mit Subventionsjägern. Heute geht die SVP-Nationalratskandidatin in Chur über den roten Teppich, ist Gast bei der Premiere von «Schellen-Ursli». Ein Film, den es ohne Staatskasse gar nicht gäbe.
3,36 Millionen öffentliche Gelder – 60 Prozent des Filmbudgets – durfte Regisseur Xavier Koller (71) verfilmen. Mit Martullo feiern die Chefs von SRG und SRF, die Direktorin des Bundesamtes für Kultur sowie staatlich geförderte Künstler. Spätestens im dunklen Kinosaal dürfte Martullo merken: Ihre Kandidatur ist ein Missverständnis. Da will eine steinreiche Anti-Steuer-Zürcherin einen Kanton vertreten, dessen Bauern und Täler von Zuschüssen leben, dessen Tourismus ein subventionierter Film ankurbeln soll. Die Bündner haben diesen Widerspruch durchschaut. Laut Umfragen ist Martullo bei ihnen chancenlos.