Von Peter Hossli
Angela Merkel (60) steht auf der Akropolis. Sie faltet die Finger zur Raute, trägt Gelb und Grün. Sie lacht. Zu ihr blicken sieben Nazi-Offiziere in Feldgrau.
Das Bild ist eine Montage aus einem Merkel-Farbporträt und einem Foto von 1941 mit Generalfeldmarschall Walther von Brauchitsch (1881–1948) in Athen. So ziert es das Titelblatt der aktuellen Ausgabe des deutschen Nachrichtenmagazins «Der Spiegel».
Was für Aufsehen sorgt. «‹Spiegel› stellt Merkel in eine Reihe mit Nazis», empört sich die «Süddeutsche Zeitung». «Bild»-Chefredaktor Kai Diekmann (50) mutmasst, das Cover sei vom Satiremagazin «Titanic» entworfen worden. «So ein Titelbild hättest du mir nicht durchgehen lassen!», twittert Diekmann an «Spiegel»-Vize Nikolaus Blome (51), einem früheren «Bild»-Kollegen. «Du hättest mich angeschrien!»
Gestern Nachmittag versuchte «Spiegel»-Chefredaktor Klaus Brinkbäumer (47) zu beruhigen. Der Titel sei zwar scharf. Aber: «Missverstehen kann ihn nur, wer ihn missverstehen will.» Merkel sei «absichtlich plump» eingefügt, um an Karikaturen zu erinnern, die sie mit Hitler-Bart zeigen. Es sei ein ironischer Umgang mit Geschichte und Gegenwart – und mit Europas Angst vor Deutschland.
Diese Ironie jedoch haben nicht alle verstanden.