Der CIA-Chef, seine Frau und die Rivalin seiner Geliebten

Seit Sommer kannte das FBI die Affäre des CIA-Chefs. Und verheimlichte sie bewusst.

Von Peter Hossli

Der brillante Feldherr strauchelte über eine der ältesten und menschlichsten Eigenschaften – Eifersucht. Zu Fall brachte ihn etwas Neuartiges: seine elektronische Spur.

General David Petraeus (60) trat letzten Freitag als Direktor des US-Geheimdienstes CIA zurück. Wegen einer ausserehelichen Beziehung.

Betrogen hat er seine Gattin Holly (60) mit Paula Broadwell (40), der Autorin einer verherrlichenden Petraeus-Biografie. Die Bundespolizei FBI entdeckte die Affäre im Spätsommer. Der «New York Times» offenbarten Agenten nun, wie sie Petraeus auf die Schliche kamen.

Broadwell war wohl eifersüchtig auf Jill Kelley (37). Die lebt in Florida, sammelt Geld für Veteranen, ist befreundet mit David und Holly Petraeus. Vor ein paar Monaten erhielt Kelley aggressive E-Mails. Sie solle ihre Flirts mit dem General sofort beenden, forderte eine anonyme Verfasserin.

Jill Kelley fühlte sich bedroht und sprach mit einem FBI-Agenten. Die Polizei suchte den Computer, von dem die anonymen E-Mails versandt wurden – und fand ihn bei Broadwell. Fortan überwachte das FBI ihren E-Mail-Verkehr. Und stiess auf sexuelle Botschafen zwischen Biografin und CIA-Direktor.

Erst vermutete die Polizei, das E-Mail-Konto von Petraeus sei gehackt worden. Bald war klar: Die beiden haben eine Affäre. Was das FBI in eine heikle Situation brachte. Zwischen CIA und FBI besteht eine jahrzehntelange Rivalität. Nie durfte nun der Eindruck entstehen, eine Behörde schade der anderen. Zudem haftet an der Bundespolizei der zweifelhafte Ruf, oft unnötig in Schlafzimmern von Beamten zu schnüffeln.

Mitte Oktober rief das FBI die Geliebte des Generals zu ­einem ersten Verhör. Broadwell gab die Liaison zu und händigte ihren Computer aus. Eine Woche später wurde Petraeus befragt. Er gestand ebenfalls und betonte, ihr keine Geheimpapiere gezeigt zu haben. Das ergab auch die Untersuchung.

Bewusst entschied sich deshalb das FBI, die Affäre bis nach den Präsidentschaftswahlen geheimzuhalten. Ohnehin sei der bedeutendste amerikanische General der letzten zehn Jahre bei Demokraten genauso beliebt wie bei Republikanern.

Ob sich die Affäre auf die Wahlen ausgewirkt hätte, werden wir nie wissen. Klar ist: Die CIA und der tödliche Anschlag vom 11. September 2011 im libyschen Bengasi wären im Wahlkampf ein Thema gewesen.

Ein FBI-Whistleblower, so die «New York Times», ging am 31. Oktober zum republikanischen Parlamentarier Eric Cantor. Eine Woche danach erfuhr der höchste US-Sicherheitsmann davon. Es war Wahltag, 17 Uhr. Viele Amerikaner hatten ihre Stimme bereits abgegeben.