Spionageaktion bei Sarasin

Es deutet vieles darauf hin, dass die Finanztransaktionen von SNB-Präsident Philipp Hildebrand bewusst ausspioniert wurden.

Von Peter Hossli

Erst seit zwei Tagen weiss Philipp Hildebrand, wie die Daten seines Kontos an die Öffentlichkeit gelangt sind. Das sagte der SNB-Präsident gestern zu BLICK.

Ein IT-Mitarbeiter der Bank Sarasin – bei der das Ehepaar Hildebrand Konten hat – hatte die Bankverbindungen auf dem Schirm seines Computers gesehen. Mit einem Fotoapparat oder einem Mobiltelefon habe er den Bildschirm abfotografiert. Drei Fotos machte er auf diese Weise. Diese illegal beschafften Daten gab er dem Thurgauer Anwalt und SVP-Kantonsrat Hermann Lei weiter.

Lei habe sie dann «besagter Person» zugesteckt, wie sich Hildebrand spitz ausdrückte. Gemeint war Christoph Blocher. Der alt Bundesrat und SVP-Stratege hatte am 15. Dezember den Bundesrat informiert, berichteten zwei Sonntagszeitungen.

Er habe «durchaus Verständnis für diesen Mitarbeiter», sagte Hildebrand gestern. «Vielleicht meinte er ja tatsächlich, etwas gefunden zu haben, was stinkt.»

Das war wohl nicht so. «Höchst unwahrscheinlich» sei es, dass ein IT-Mann bei einer Bank zufällig heikle Transaktionen einer bestimmten Person sehe, erklärt der Sprecher einer Schweizer Grossbank. Weit wahrscheinlicher: ­Jemand spionierte und suchte bewusst nach Daten.

Fahndet eine Person nach einem bestimmten Namen, hinterlässt er stets eine elektronische Spur. Eine solche Spur hat Sarasin. «Wir wissen, wie der IT-Mann die Daten gefunden hat», sagt Banksprecher Benedikt Gratzl zu BLICK. Öffentlich
will er die Umstände nicht machen. «Das ist jetzt Sache der Gerichte.»

Diese Aussage lässt nur einen Schluss zu: Der IT-Mann hat bewusst nach Hildebrands Transaktionen geforscht. Offen bleibt, ob er das eigenmächtig tat – oder ob ihn jemand dazu angestiftet hatte.