Apples Faustkeil

Erstmals ohne Steve Jobs präsentiert Apple am Dienstag ein neues iPhone. Zwar brodelt die Gerüchteküche. Revolutionäres aber erwartet niemand.

Von Peter Hossli

cookMit einem lockeren «Let’s talk iPhone» lud Apple letzte Woche Journalisten zur Medienkonferenz am Dienstag. Das Sätzchen, orakelten Blogger umgehend, könne nur eine neuartige Stimmerkennung beim neuen iPhone bedeuten. SMS liessen sich damit diktieren.

Ein grosser Wurf wäre das nicht. Keine Revolution, eine Evolution erwarten Analysten vom neuen iPhone. Von der hartnäckigen Konkurrenz werde sich Apple kaum absetzen, sagten sie. Prompt sackte die Apple-Aktie um fünf Prozent ab.

Was das neue Gerät wirklich kann, wie viel es kostet, wann es erhältlich ist – all das ist reine Spekulation. «Wir wissen nichts», sagt Swisscom-Sprecher Olaf Schulze.

Zwei Telefone stelle der neue Apple-Chef Tim Cook vor, glauben Gerüchteschreiber zu wissen. Mit einem grösseren und brillanteren Bildschirm sei das neu gestaltete iPhone 5 ausgestattet, in der Form flacher, keilförmig, an den Ecken abgerundet. Angenehmer als das «Backstein» verhöhnte aktuelle Modell soll es in der Hand liegen. Ein leistungsstärkerer Prozessor treibe es an. Die Kamera schiesse Fotos in höherer Auflösung.

Dreimal rascher schaffe das Telefon die Auffahrt ins Internet. Statt mit 7,2 Megabites pro Sekunde (Mbps) flutschten Datenpakete neu mit 21 Mbps. Eine Pionierleistung ist selbst das nicht. Doppelt so rasant ist das Swiss­com-Netz. Datenverkehr mit 21 Mbps kriegen Smartphones von Samsung bereits spielend hin.

Äusserlich vom aktuellen Gerät nicht unterscheiden soll sich das ebenfalls neue ­iPhone 4S. Es erhalte lediglich einen grös­seren Speicher. Zudem erwartet Gene Munster, Analyst der Investmentfirma ­Piper Jaffray, durchwegs tiefere Preise.

Die neuen Mobiltelefone – und das ist ein bestätigter Fakt – werden mit ­einem moderneren Betriebssystem ausgestattet. Installieren können es zusätzlich alle Besitzer des iPhone 4 und dessen Vorgänger 3GS.

Einwandfreier funktionieren soll die Verbindung zur sogenannten Cloud – der Datenwolke, in der sich Adressen, Kalendereinträge, Mails und Musik speichern lassen.

Noch näher kommt Apple damit dem Prinzip, das der Konzern seit dem Orwell-Jahr 1984 verfolgt: die nahtlose Verbindung von Mensch, Maschine und Informationen.

Ein Konzept, das sich auszahlt. Von 90 auf 380 Dollar stieg der Preis einer Apple-Aktie seit der Einführung des iPhones 2007. Mit ­einem Buchwert von 353 Milliarden Dollar ist Apple weltweit wertvollster Konzern – mit riesigen Barreserven von 76 Milliarden Dollar.