Von Peter Hossli
Das Positive vorweg. John Mack, seit einem halben Jahr Chef bei Morgan Stanley, schreibt hervorragende Zahlen, privat wie geschäftlich. Um fast 50 Prozent stieg in seinem ersten vollen Quartal das Nettoeinkommen. Der Umsatz nahm um 28 Prozent zu. Das Top-Resultat lässt sich Mack, einst Ko-Chef bei Credit Suisse, fürstlich entlöhnen. Für die ersten sechs Monate Arbeit kassiert er 11,5 Millionen Dollar.
Tosender Applaus schlug Mack entgegen, als er vergangenen Juli die New Yorker Büros von Morgan Stanley betrat. «Viele talentierte Leute, die für andere Banken arbeiten, wollen hier arbeiten», versprach er damals.
Nun die Ernüchterung. Zwar holte Mack ehemalige CSFB-Leute zu Morgan Stanley. Jüngst hatte er etliche Abgänge zu verzeichnen – und musste peinliche Entlassungen vornehmen. So feuerte er vier Analysten, die auf einem Geschäftstrip nach Arizona einen Striptease-Club besuchten und damit gegen die bewusst antisexistische Geschäftspraxis Macks verstiessen.
Für den Saldo wohl gravierender: Derzeit werben andere Firmen Talente bei Morgan Stanley ab. So folgt Jon Anda, der Ko-Chef der Global-Capital-Markets-Abteilung, dem ehemaligen Morgan-Stanley-Star Joseph Parella. Der andere prominente Abgang betrifft Anleihenhändler Ram Putcha, der zusammen mit drei Kollegen zur neuen Firma von zwei ehemaligen Morgan-Stanley-Managern wechselt.
Bedeutend sind zudem zwei Abgänge in Asien. So verliess China-Chef Jonathan Zhu die Firma. Bis vor kurzem leitete Mihir Dosi das indische Joint-Venture von Morgan Stanley. Er wechselt nach 22 Jahren zu Credit Suisse First Boston.
Als Grund für den Exodus nennen Analysten die Weigerung Macks, etliche Morgan-Stanley-Leute wieder anzustellen, die letztes Jahr in Machtkampf mit seinem Vorgänger gekündet hatten. Ebenfalls negativ wirken sich die neuen strengeren Verträge aus, die Mack seinem Personal unterbreitet. Wer den Kontrakt nicht unterschreibt, kriegt keinen Bonus.