Molotowcocktails auf iranische Botschaft in Bern

Von Peter Hossli

salari2Für die Diplomatie sei die Sicherheit der Diplomaten «absolut zentral», sagt der iranische Botschafter in Bern, Alireza Salari (54). Er weiss, wovon er redet.

Regelmässig sei die iranische Botschaft in Bern Ziel von Anschlägen, sagt Salari, der die Interessen Irans in der Schweiz seit Mitte 2010 vertritt. «Seit ich Botschafter bin, sind unsere Gebäude alle ein bis zwei Monate angegriffen worden.»
Zuletzt am vergangen Mittwoch, kurz vor 15 Uhr. Zwei junge Männer hätten Molotowcocktails und Steine geworfen. Zum Beweis mailt Salari Fotos auf die Redaktion.

Zwei zeigen Feuerwehrleute beim Löschen kleiner Flammen. Auf anderen sind Handtücher zu sehen, die in zersplitterten und versengten Weinflaschen liegen.

Gerüchten zufolge sollen iranische Regimegegner den Anschlag verübt haben. Die Kantonspolizei Bern bestätigte den Vorfall, ohne die Täter zu identifizieren. Polizeisprecher Heinz Pfeuti: «Die Berner Kantonspolizei hat keine Kenntnisse von einer Häufigkeit von Attacken auf die iranische Botschaft.»

Sind Diplomaten in Bern sicher? «Die Schweiz nimmt ihre Verpflichtungen aus der Wiener Konvention über diplomatische Beziehungen überaus ernst», also den Schutz diplomatischer Gebäude, sagt das EDA. «Die Sicherheitslage um die iranische Botschaft in Bern wird permanent im Auge behalten», so der Sprecher beim Bundesamt für Polizei. «Bei einer Änderung der Lage wird das Sicherheitsdispositiv entsprechend angepasst.»

Gewalt gegen Botschaften geschähen nicht nur in Teheran, betont Salari, sondern auch «in friedlichen Ländern wie der Schweiz». Er erzählt, wie «Terroristen zu Beginn der 90er-Jahre unsere Botschaft verwüsteten und alle Dokumente auf die Strasse warfen».

Diplomaten in Iran seien «sicherer als in allen anderen Ländern der Region», sagt Salari. «Die iranische Gastfreundschaft ist schon immer vorbildlich gewesen.»

moloAndernorts würden iranische Diplomaten regelmässig ermordet – «in Grossbritannien, im Libanon, im vom Westen gesteuerten Irak, in Afghanistan und Pakistan», sagt Salari. Die USA hielten seit über zwei Jahren iranische Diplomaten im Irak als Geiseln fest. «Gibt es denn einen Diplomaten, der in Iran auch nur verletzt worden ist?»

Salari «tut es sehr leid», dass es letzten Dienstag zum Angriff auf die britische Botschaft in Teheran gekommen ist. «Die Polizei hat die Angreifer sofort mit Tränengas attackiert und die Schuldigen verhaftet.» Ein Widerspruch zu Äusserungen der iranischen Regierung in Teheran. Sie hatte verlauten lassen, sie hätte die britische Botschaft nicht schützen können – der Angriff sei ohne Zustimmung des Regimes erfolgt. Das sei «wirklichkeitsfremd», sagte der britische Aussenminister William Hague. Bestürzt ist er über Vandalen, die Fotos seiner Queen verunstalteten.

Was haben die Iraner gegen die britische Krone? «Grossbritannien hat seit 400 Jahren feindliche Anschläge gegen das iranische Volk verübt», sagt Salari, ein promovierter Ingenieur. «Jetzt planen sie wieder einen Krieg gegen Iran und mischen sich in die iranischen Finanztransaktionen und den Erdölhandel ein.» Er meint Sanktionen, die Grossbritannien wegen des angeblichen atomaren Waffenprogramms gegen Iran verhängt hat.

Gleichwohl nennt er das Vereinigte Königreich «eine zivilisierte und wichtige Nation». – «Einige britische Staatsmänner scheinen aber zu vergessen, dass wir als eine der ältesten Zivilisationen der Welt das Recht haben – genau wie die Briten – unabhängig zu entscheiden und unser Schicksal selbst zu bestimmen.»

Was sagt er zur Angst vor der iranischen Atombombe? Die westlichen Staaten sollten «zurückhaltend sein mit unbewiesenen Verdächtigungen», sagt Salari. Er bezeichnet die wiederholt geäus-serte Furcht als «Heuchelei und Täuschung», ausgesprochen von Staaten, «die selbst Tausende nukleare Waffen besitzen». – «Diese haben sie gegen unschuldige Zivilpersonen eingesetzt, und sie drohen, sie erneut einzusetzen.»

Wie können Grossbritannien und Iran den Konflikt belegen? «Der Westen muss aufrichtig mit uns verhandeln», sagt Salari. «Dabei müssen beide Seiten gleiche Rechte haben und Verantwortung wahrnehmen.» – «Das Hauptproblem für die Islamische Republik Iran ist die Arroganz gewisser Staaten, die glauben, sie seien anderen Staaten überlegen.»