Amerika setzt auf Öl aus Texas

Der Öl- und Erdgas-Boom in den USA verändert Amerika und die Welt mehr als die Präsidentschaftswahlen. Ein Kommentar.

Von Peter Hossli (Text) und Stefan Falke (Foto)

Total sechs Milliarden Dollar geben Barack Obama und Mitt Romney für ihre Kampagnen aus. Eine horrende Summe für eine Wahl, deren Ausgang weder für die USA noch für den Rest der Welt sehr wichtig ist.

US-Präsidenten haben Macht verloren. Längst bestimmen Lobbyisten über Gesetze und die Verteilung von Steuergeldern. Sie harren weiterhin in Washington, egal, ob nun Romney oder Obama dort regieren wird. Zu fahle Figuren sind der Republikaner und der Demokrat, um das zu durchbrechen.

Amerika und die Welt verändert hingegen, was derzeit in Texas passiert. Dort lösen Öl-Konzerne flüssiges Erdgas und Erdöl aus Schiefer und heben es in rauen Mengen zutage. Einen ungeahnten Boom erlebt Cuero, Texas. Keiner ist dort arbeitslos, täglich bringt die Stadt neue Millionäre hervor.

Der Öl- und Erdgas-Boom beschert Amerika noch jahrzehntelang günstige Energie. Was die Wirtschaft beflügelt. Bereits ist von einer industriellen Renaissance die Rede. US-Konzerne, die ihre Produktion nach Asien verlegten, kehren zurück.

Oft spannten die USA mit Diktatoren zusammen, um den Öl-Durst zu stillen, führten Kriege, verletzten Menschenrechte.

Eine Wende zeichnet sich ab. Die Rohstoffe aus Texas verringerten die US-Öl-Importe seit 2008 um ein Drittel. Bis 2035 will das Land seinen ganzen Bedarf aus eigenen Böden decken.

Dann dürfte Amerika das Öl in den Wüsten der Schergen nicht mehr interessieren. Das wird die Welt prägen – nicht ein Triumph von Romney oder Obama.