Das Land ohne Konsequenzen

Nach elf Jahren im Ausland zieht Reporter Peter Hossli wieder in die Schweiz. Er trifft auf ein Idyll, das den Wettbewerb scheut und wo Vergehen kaum Folgen haben. Bestandesaufnahme eines Rückkehrers.

Von Peter Hossli

Ein schwül-heisser Tag im August. Lautes Gelächter schallt von der Veranda des Zürcher Hotels Park Hyatt. Hinter einem Glas Weisswein hockt ein fröhlicher Bonvivant, flankiert von zwei schönen Frauen. Er gestikuliert, kalauert, fühlt sich pudelwohl. Und er trägt ein blütenweisses Jackett.

Der Mann, der so gut gelaunt ist und das mitten im Zürcher Finanzbezirk mit weisser Weste zur Schau stellt, ist Marcel Ospel, 59.

Ospel, zuvor Chef der Grossbank UBS, geniesst den Ruhestand. Wohlverdient hat er ihn nicht. Durch Unvermögen brillierte die von ihm geführte Bank. Das kostete Aktionäre und Steuerzahler viele Milliarden und erschütterte den Schweizer Finanzplatz. Löchrig geworden ist das wertvolle Bankgeheimnis.

Hatte ich als Korrespondent in den USA gefallene Manager jeweils hinter Gittern interviewt, sehe ich hier Herrn Ospel, wie er am helllichten Tag Wein trinkt und Frauen erheitert.

Sein weisser Sakko steht sinnbildlich für die Schweiz, die mir nach elf Jahren im Ausland auffällt. Sie ist kein normales Land. Sie ist das Land, das keine Konsequenzen kennt.

Ein Land, in dem sich Bundesräte von Diktatoren austricksen lassen und doch in Amt und Würden bleiben. Wo ein Wirtschaftsjournalist Halb- und Unwahrheiten verbreitet und Branchenstar ist. Folgenlos verlangt der Vorsitzende einer staatstragenden Partei ein Verbot jüdischer Friedhöfe. Ein Meinungsforscher behält trotz abstimmungsentscheidender Fehler seinen Job.

In «schwerer Weise» verstiess die UBS bei der Betreuung von US-Kunden gegen das Bankengesetz, befand die Eidgenössische Bankenkommission. Deutliche Worte. Sie sind irrelevant. Ospel und ein paar wenige Topbanker räumten zwar das Pult. Dafür vor Gericht geradestehen muss keiner.

Eine Gesellschaft aber, in der nichts reale Folgen hat, bringt selten Sonderleistungen hervor. Sie tut eines besonders gut – sie tritt an Ort. Da die Aufarbeitung ausbleibt, sind Bussgang sowie nachfolgende Aussöhnung nicht möglich.

Als ich in die USA ging, hatte die Schweiz eine eigene Airline namens Swissair und die Konkordanz. Feldschlösschen war ein Schweizer Bier, die «Weltwoche» eine Zeitung. Nach über einem Jahrzehnt im Ausland finde ich einen unwirklichen Ort vor.

Hier sind selbst die Armen reich. Trottoirs haben keine Risse. Die Flüsse und Seen sind sauber, die Supermärkte voll deliziöser biologischer Gemüse. Das Umweltbewusstsein vorbildlich. Die Schweiz ist ein Land, wo tolle Schulen nichts kosten, Klassenzimmer Fenster haben, Schulwege sicher sind. Wo die Menschen reichlich satt scheinen.

War ich es in New York gewohnt, mit ausgefahrenen Ellbogen zu rackern, raten mir Kollegen, ja nicht zu viel zu arbeiten. Komische Worte wie «Wellness» und «geniessen» und «erholen» durchziehen Heftli und private Gespräche. Erholen in dieser gemütlichen Gesellschaft – von was?

WC-Papier ist hier schmaler als in Amerika, die Strassen enger. Hunde dürfen in Restaurants sitzen, nicht aber stillende Mütter. Der fahrlässigen Tötung Angeklagte tragen vor Gericht bunte Jacken und verbeulte Jeans, wie die beiden Bergführer im Jungfrau-Prozess.

Innert einer Stunde untersucht eine Ärztin mein krankes Kind. Ein Brief, der um 18 Uhr weggeht, trifft am nächsten Tag ein. Das Mobiltelefon, in den USA oft nicht mal in Städten richtig zu gebrauchen, funktioniert sogar im Vereinatunnel. Selten vor sieben und kaum nach 17 Uhr werken die Bauarbeiter. Gleichwohl stellen sie Projekte rascher fertig als geplant – in unvergleichlicher Perfektion.

Echte Probleme sehe ich nicht.

Ein Land, wo die Polizei im Zürcher Seefeld-Quartier bewaffnet vignettenlose Velofahrer stoppt und büsst, kann keine echten Probleme haben.

Dennoch wirken viele unzufrieden. Steht in der vollen New Yorker Subway jeder auf, wenn eine Mutter mit Kinderwagen den Waggon betritt, schaut im Zürcher Tram mancher weg, wenn ein Kind ihn anlacht. Nachbarn petzen, wenn der Züri-Sack in die falsche Züri-Mülltonne gelangt. Leute klagen, wenn ein Zug drei Minuten zu spät abfährt.

Trotz Überfluss regiert Trübsinn. Schweizer schätzen nicht, wie gut es ihnen geht. Ist die Arbeitslosigkeit selbst in der schlimmsten Krise seit der Depression bestechend tief, steigen Selbstmord- und Depressionsraten auf Rekordniveau.

Menschen, die so viel und so rücksichtslos Zigaretten rauchen wie Schweizer, sind nicht zufrieden.Ebenso wenig jene, die mit ihrem Hüsli auf dem Land das Land zupflastern und doch täglich auf dem Arbeitsweg im Stau stehen.

Mir fällt der Kriegsfotograf Gilles Peress ein. Nach Ruanda, Bosnien und Nordirland reiste er, weil in Kriegsgebieten das äussere Chaos grösser sei als jenes in seinem Kopf. Dort findet er Ruhe, sagt er. «Dann zählt nur wirklich Wichtiges.»

Wichtiges gibt es in der Schweiz selten. Dafür regen stinkende Schweine eines Ex-Mister-Schweiz das Land auf. Sind die Menschen etwa so mürrisch, weil das äussere Chaos fehlt?

Umso lauter klagt das Kollektiv.

Leitartikler bejammern in Zeitungen das angeblich angeschlagene Schweizer Aussenbild. Wegen Polanski. UBS. Libyen. Minaretten. Der Bund plant bereits Kampagnen, um das Ansehen zu stärken. Fondue-Essen in Saudi-Arabien dürfte es geben. Oder Reden im amerikanischen Boston gegen die Geldwäscherei.

Relax. Nötig ist das nicht. Als einer, der den äusseren Blick auf die Schweiz kennt, kann ich berichten: Das Ansehen der Schweiz ist weder besser noch schlechter als vor fünf oder fünfzehn Jahren. Kriege tritt sie keine los, sie reisst die Wirtschaft in keine Krisen. Folglich hat die Schweiz wenig Gewicht. Wer etwa anderes glaubt, den blendet die eigene Selbstüberschätzung.

Nachrichtenlose Vermögen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs beispielsweise warfen 1995 bis 1998 in den USA grössere Wellen als der Steuerstreit. Heute erinnert sich keiner mehr daran.

Beschimpfen deutsche, französische und amerikanische Blätter die Schweiz, stammen die Texte von Schweizer Autoren. Die Leser überblättern sie.

Weiss jemand was über die Schweiz, sind es Klischees. Süsse Schoggi, exakte Uhren, die diskreten Banken, Geld der Despoten.

Das sind unerschütterliche Werte. Ein Beispiel: In keinem Land der Welt ist es schwieriger, kriminell erworbenes Geld zu waschen. Schweizer Politiker wie Banker betonen das im Ausland bei jeder Gelegenheit. Gilt die Schweiz nun als Winkelried gegen Geldwäscherei? Nie und nimmer.

Hat das Minarettverbot wirklich wirtschaftliche Folgen? Wenige wissen in Kairo, dass Nesquik von einem Schweizer Konzern hergestellt wird. Schweizer Banken verzeichnen keine Abflüsse islamischer Kundengelder.

Stars aus Hollywood bleiben nicht fern, weil ein Mädchenvergewaltiger bei der Einreise verhaftet wurde.

Mein Englisch ist gut. Mit feinen Redewendungen kann ich mit smarten Amerikanern smalltalken. Etwas ist mir nie gelungen: den Akzent gänzlich zu entschweizern. Gleichwohl hat mich in New York keiner gefragt, woher ich komme.

Hier in der Schweiz witzeln selbst aufgeschlossene Freunde und liberale Fernsehkomiker über Balkan-Schweizerdeutsch («Hey Mon!»). Schnell haften negative Label. «Türk». «Jugo». «Russ». «Musel».

Dabei ist die Schweiz in den Städten weltoffener geworden. Türken verkaufen im St. Jakob-Park in Basel neben dem Bratwurststand Falafel. An Thanksgiving gibts bei Globus gerupfte Truthähne. Auf Spielplätzen höre ich Hochdeutsch, Holländisch und Englisch.

Das ist gut. Qualifizierte Arbeitskräfte sind der Motor der Wirtschaft. Wir brauchen sie. Dringend.

Statt sich mit ihnen zu messen und dadurch besser zu werden, igeln sich aber selbst bestens ausgebildete Schweizer ein. Schweizer Banker, Professoren und Ärzte klagen über Deutsche und Holländer und Amerikaner. Weil sie besser sind?

Diese Abwehrhaltung gefährdet den Wirtschaftsstandort Schweiz. Sie überrascht nicht. Eine Gesellschaft, die keinerlei Konsequenzen kennt, ist nicht gefordert, sie scheut den Wettbewerb.

Das schafft Nährboden für Ignoranz und Arroganz.

Selbst dümmste Dinge werden hier unwidersprochen gesagt. War ich es in New York gewohnt, bei Vorträgen oder in Fernsehdebatten wirklich Wissende zu hören, redet hier jeder über alles. Als sei überall Stammtisch. Argumente fallen nicht aus objektiver Distanz, sondern aus Selbstgerechtigkeit. Erlebte ich Amerika als pragmatische Gesellschaft, scheint die Schweiz selbstbezogen.

Es geht oft um Lärm, nicht um die Sache.

Etwa als der Chefredaktor der «Weltwoche» die ABB-Chefin beschimpfte. Sie hatte den ihr zustehenden Mutterschaftsurlaub angetreten. Statt zu sagen, ein Konzern, der das nicht zulassen kann, sei schlecht geführt, führte die Schweiz eine Scheindebatte.

Besonders die Linke, früher so sattelfest, scheint denkfaul geworden. Dafür kennt sie zehn unterschiedliche Sorten Valpolicella.

Erstmals fiel mir das bei einer Veranstaltung zur GSoA-Initiative über die Waffenexportverbote auf. Ein Arbeiter, der seit 30 Jahren Patronen fabrizierte, wollte wissen, was mit seinem Job geschehe. «Wir haben keinen Masterplan», antwortete ein GSoA-Mann. Statt empathisch das zentrale Argument der Gegner aufzunehmen, verlor er die Abstimmung.

Gehässigkeiten und Gemeinplätze warf Filmer Samir in die «Club»-Sendung zum Minarettverbot ein. Intellektuell kontern konnte er der SVP nicht. «Hey, Ihre Partei will doch den Einfluss des Staates verkleinern», hätte er vielleicht sagen können. «Warum soll der Staat plötzlich Privates wie die Religion regeln?»

Erst nach der Minarettabstimmung fing die Debatte an. Klug war sie nicht.

Die Abstimmung sei ein Gewinn der direkten Demokratie, sagten die Sieger. Obwohl der Ausgang die Grundrechte einschränkt.

Das Verbot verletze die Religionsfreiheit, klagten andere hysterisch. Absolute Religionsfreiheit hat es in der Schweiz nie gegeben.

Sind in den USA Kirche und Staat per Verfassung getrennt, regeln in der Schweiz Bund und Kantone die Religion. Somit kann sie nicht frei sein. Nur deshalb war die bizarre Initiative möglich.

Der Staat zieht in der Schweiz für die Kirchen den Zehnten ein. Der erste Satz der Verfassung? «Im Namen Gottes des Allmächtigen!» In der dritten Zeile wird die Schöpfungslehre – Adam, seine Rippe und Eva – zur staatstragenden Doktrin. Kantone wie Luzern anerkennen drei Kirchen per Verfassung. Die Landeshymne ist ein Gebet. Auf dem Bundeshaus thront ein christlich anmutendes Schweizerkreuz.

Abgesehen vom 1. August sind sämtliche nationalen Feiertage religiöse Feiertage. Zeitungen dürfen nicht erscheinen, weil Jesus den Heiligen Geist empfangen haben soll.

Der staatlich verordnete Pfingstmontag ist ebenso ein Eingriff in die Religionsfreiheit wie ein vom Souverän verlangtes Minarettverbot. Beides beschneidet die Religiosität.

Bereits bei der Staatsgründung wurden in den USA Staat und Kirche getrennt. In der Folge übten Gläubige den Glauben ohne Wenn und Aber aus. Religion ist frei und sie floriert. Niemand ist bevorzugt oder benachteiligt. Toleranz blüht.

Anders in der Schweiz. Weil der Staat die Religion regelt, ist sie unfrei. Sie verkümmert. Menschen sind weltlich, bleiben Kirchen fern, werden intolerant. Gegen Andersgläubige rufen sie den Staat zum Bollwerk aus.

Ein Land wird durch Öffentlichkeit zur Gesellschaft.

Medien erzeugen Öffentlichkeit. Wer lange in einem Land lebte, das freie Meinungsäusserung als eines der höchsten Güter schützt und daraus hehre Pflichten ableitet, ist erstaunt über die hiesigen Medien.

Liederlich wie fahrlässig schauen Schweizer Journalisten über Standesregeln ihrer Branche hinweg. Folgen hat das nicht.

Ein angesehener Magazinkolumnist schreibt länglich zur Premiere am Theater, das seine Partnerin leitet. Über die Befangenheit sieht er hinweg. Die WoZ publiziert eine gefälschte Reportage des Fälschers Tom Kummer. Am Wahltag veralbert das Schweizer Fernsehen den neuen Bundesrat als «Clint Eastwood der Politik». Nichts passiert.

Das grösste Ärgernis aber sind die Sonntagsaufreger. Nicht die lauten Kirchenglocken, sondern die lauten statt wahren Zeitungen. Als ich ging, gab es in der Deutschschweiz zwei Sonntagsblätter. Midrisk-Journalismus existierte nicht. Nun wetteifern sechs Zeitungen um Neues.

Das wäre nicht schlecht. Da in der Schweiz jedoch wenig passiert, fallen etliche Storys halb wahr oder ganz falsch aus. Midrisk-Journalismus, in normalen Ländern absolutes Tabu, ist ein akzeptierter Standard. Hauptsache, eine Nachricht regt auf. Dann ziehen andere Blätter sie anderntags nach. Ungeprüft.

Ende November etwa gab ein Sonntagsblatt vor zu wissen, UBS-Chef Oswald Grübel habe mit dem Auszug seiner Bank aus der Schweiz gedroht. Die Meldung erhitzte Gemüter und ging um die Welt. Bis zur «New York Times». Dabei basierte sie auf anonymen Quellen. Und: Die Meldung war falsch.

Es gibt kein normales Land, in dem ein Wirtschaftsjournalist dem CEO eines börsenkotierten Konzerns solche Worte in den Mund legt – und anderntags seinen Job noch hat.

Wie Hyänen würden sich in den USA andere Journalisten auf den Reporter stürzen.

Nicht so in der Schweiz. Journalisten greifen einander selten an. Weil sie selbst unsauber arbeiten? Zumindest gibt es keinen Sonntag ohne Erfindung, ohne alte Story, die als neu verkauft wird, ohne Geschichte, bei der anonyme die einzigen nennbaren Quellen sind.

Korrigieren US-Medien nachträglich selbst falsche Schreibweisen von Namen, hocken Journalisten hier nach Fehlern auf den Fingern.

Die «New York Times» berichtete über verwöhnte Freundinnen von Bankern, die wegen der Krise statt kostbarer Geschenke nur noch Klagen über fallende Kurse erhalten.

Eine Geschichte so gut, dass sie die «NZZ am Sonntag» ungeprüft nachschrieb. Sie flog als Scherz auf, sofort sagte die «New York Times» den Lesern «sorry». Die Schweizer schwiegen. Folgen hat es nicht.

Klar, es passiert nicht viel in der Schweiz. Ein normaler Sonntag ist ein Tag, an dem ein verwirrter Mann, der in den Bärenpark sprang und von einem der Biester angefallen wurde, Schlagzeilen macht.

Politiker sind da willkommene, willfährige Komplizen für aufgedonnerte Knüller. National-wie Bundesräte, Beamte wie Wasserträger drängen in die Presse, egal wie.

Abhandenkommt, was einst staatstragend war: die Konkordanz.

Statt miteinander mutig zu wirken, arbeiten Politiker aller Parteien heute gegeneinander und buhlen um die Gunst der Medien.

Kann mit Muammar al-Gaddafi stille Diplomatie betrieben werden, wenn am nächsten Tag alles in der Zeitung steht? Mit Eifersüchteleien unter Bundesräten begründen frustrierte Beamte die Informationslecks.

Da keiner führt, wirkt das Land in Krisen lahm und wirkungslos. Nur im Kriegsfall ernennt die Schweiz einen General. Tobt ein Wirtschaftskrieg wie jüngst mit den USA oder eine diplomatische Krise wie mit Libyen, wären sieben Bundesräte unterschiedlicher Gesinnung gefordert, mit-statt gegeneinander zu wirken.

Da Konsequenzen fehlen, wursteln alle vor sich hin. Eigensinnig handelte Bundespräsident Hans-Rudolf Merz mit dem libyschen Despoten einen wertlosen Vertrag aus. Ein Jahr lang steckte er beim Steuerstreit den Kopf in den Sand. Jeder Finanzminister eines normalen Landes wäre längst weg.

In der Schweiz gibt es wohl einen würdevollen Abgang nach Ablauf des Präsidialjahres. Was die helvetische Mittelmässigkeit beflügelt.

Zu Selbstgerechtigkeit und Selbstüberschätzung neigen Menschen im Land ohne Konsequenzen. Da selten mächtige Gegner vorbeiziehen, bleibt der Schaden klein.

Bei einem überlegenen Widersacher aber versagt die Duckmäuserei. Anschaulich zeigt das der Steuerstreit. Als der Konflikt begann, warnten zwei UBS-Juristen, die US-Behörden wollten nur eines: Namen von US-Kunden.

Die UBS-Spitze stellte sich taub. Topmanager verkannten die Situation, obwohl sie in den USA studiert hatten. Sie glaubten, die Amerikaner zu durchschauen. Statt sich auf dem – nicht mal aussichtslosen – Rechtsweg zu wehren, kooperierte die Bank und händigte den USA sämtliche Dokumente zur Beweisführung aus. Schachtelweise schleppten Amerikaner UBS-Unterlagen aus Zürich weg.

Wer Unsauberes tat, überlegten sich die UBS-Manager, kommt besser weg, wenn er kooperiert.

Wer das denkt, hat schon verloren. Amerikaner geben ihr Ziel nie auf. Hilft ihnen jemand, es zu erreichen, nehmen sie dankend an.

Wie die Ehefrau, die den schlagenden Gatten verteidigt, verhielt sich die Bank. Zuletzt liess das US-Justizdepartement die UBS eine Studie erstellen, was im Falle einer Strafanzeige passiere. Fügsam skizzierten die Schweizer ein Horrorszenario. Massenentlassungen. Kollaps der Bank. Taucher an den Börsen. Solche Aussichten schreckten bestimmt ab, hofften die Banker. Sie hofften falsch.

«Das ist schlimm», antworteten die US-Strafverfolger. «Gebt uns die Namen der schlimmsten Betrüger, sonst klagen wir.»

Der Bundesrat hob per Notrecht das Bankgeheimnis auf – weil eine Bank ihrem Henker das Manual fürs Schafott verfasst hatte.

Konsequenzen? Ein paar Banker der UBS gingen. Aber nur, weil die USA das verlangt hatten.

Bleibt der Fussball, diese schönste Sache.

Verwegene 17-jährige Fussballer holten in Nigeria für die Schweiz den Weltmeistertitel der Junioren. Nicht dass sie gewannen, stimmt hoffnungsfroh, sondern wie.

Die Jungs spielten kühn und selbstsicher, mit Herz und Verstand. Zudem, und das ist für die Schweiz ungewöhnlich, zeigten sie Härte und hielten die eigenen Knochen hin.

Keine Mannschaft bekam in Nigeria mehr Rote und Gelbe Karten als die Schweizer. Sie wussten: Der Fairplay-Preis bringt keinen WM-Titel. Das Team ging Risiken ein, und es akzeptierte die Folgen.

Es ist zu hoffen, die Generation U17 werde staatstragend – anstelle der Weissweintrinker.