Birkenfeld fasst seine Strafe erst im Januar

Der ehemalige UBS-Banker hat einen neuen Strafverteidiger. In einem E-Mail schrieb Bradley Birkenfeld: «Welcher Kunde kann dieser Bank jemals wieder trauen???»

Von Peter Hossli

Für einmal rief Danny Onorato prompt zurück. «Ich bin nicht mehr der Anwalt von Birkenfeld», sagte er. Als wäre Onorato froh, Birkenfeld los zu sein, gab er seinen Nachfolgers preis: David Meier. Zwölf Jahre leitete dieser als Ankläger die Mordabteilung in Boston. Nun vertritt er Birkenfeld. Der 43-Jährige ist geständig, als UBS-Banker amerikanischen Bürgern geholfen zu haben, Steuern am Fiskus vorbeizuschleusen.

Einen ersten Sieg hat Meier für seinen Klienten bereits errungen. Nächste Woche hätte er in Florida seine Strafe fassen sollen. Es drohen maximal fünf Jahre Zuchthaus und eine Busse von 250 000 Dollar.

«Zusammen mit dem Justizdepartment habe ich den Antrag gestellt, die Festsetzung des Strafmasses zu verschieben», sagt Meier. Mit Erfolg: Neu muss Birkenfeld in Fort Lauderdale am 8. Januar 2009 um 10 Uhr früh im Gerichtssaal A vor Richter William Zloch antraben.

Mit der Verschiebung wollte Meier Zeit gewinnen, «um unsere Sicht genau darzustellen». Was er meint: Birkenfeld will mit einem Handel eine mildere Strafe erringen. Das ist möglich, wenn er weitere Steuersünder ausliefert und die UBS beschuldigt.

Kein Einzeltäter sei er, sondern Teil eines Systems, abgesegnet an oberster Stelle der Bank. Das schrieb er im August einem Schulfreund per E-Mail, aus dem das Wirtschaftsmagazin «Portfolio» zitiert: «Welcher Kunde kann dieser Bank jemals wieder trauen??? Welche Person möchte jemals wieder für diese Bank arbeiten???» Er hätte die UBS-Machenschaften offengelegt. «Happy Day! Die Wahrheit ist jetzt klar, dank MIR!»

Nicht nur Birkenfeld benötigt mehr Zeit, sondern auch das US-Justizdepartment. Es untersucht, ob die UBS weiteren US-Kunden bei der Steuerflucht half. Hängig ist deshalb beim Eidgenössischen Finanzdepartement ein Antrag der US-Behörden auf Amtshilfe.

Der Entscheid, ob die Schweiz Bankkundendaten ausliefert, beansprucht Zeit. Daher wollen die Amerikaner Birkenfeld weiterhin auf freiem Fuss befragen. Sie hoffen, seine Aussagen mit Kundendaten zu untermauern. Dazu schweigt das Eidgenössische Finanzdepartement. «Wir reden nicht über laufende Verfahren», sagt EFD-Sprecher Roland Meier.

Gelassen gibt sich die UBS: Die Bank erwartet von Birkenfeld keine explosiven News. Zumal Birkenfeld nur den steuersündigen Immobilienma-kler Igor Olenicoff als Kunden gehabt habe.