Diese Winzlinge töten im Spital

Mit Gesetzen wollen Politiker die Anzahl der Wundinfektionen an Schweizer Kliniken vermindern.

Von Peter Hossli und Fibo Deutsch

bacJährlich holen sich 70000 Pa­tienten in der Schweiz bei einem Spitalaufenthalt eine Infek­tion. Gegen 2000 der Betroffenen sterben in der Folge an der Infizierung mit gefährlichen Keimen.

Auf «fünf bis zehn Prozent» beziffert Professor Andreas Widmer vom Universitätsspital Basel die Wundinfektionen nach Operationen. Besonders infektionsanfällig seien Bauchoperationen mit 20 Prozent postoperativen Infekten.

Die Rate sei «sehr abhängig von den Grunderkrankungen und Risiken, die der Patient mitbringt», sagt Widmer. Als Präsident des Vereins Swissnoso hat er unlängst Wundinfekte an Schweizer Spitälern untersucht. Die Schweiz weise ähnliche Infektraten wie EU und USA auf, so sein im Sommer veröffentlichter Bericht. Bei gewissen Opera­tionen, etwa Dick- und Enddarm- sowie Hüft- und Kniegelenkope­rationen, schneidet die Schweiz schlechter ab.

An postoperativen Wundinfek­tionen sterben ein bis drei Prozent der Patienten. Am gefährlichsten seien Blutvergiftungen mit einer Todesrate von acht bis 35 Prozent der infizierten Patienten.

Durchschnittlich würde eine Wundinfektion zusätzliche Kosten von 20000 Franken verursachen, sagt Widmer und bezieht sich auf Daten aus der eigenen Klinik. Bei Infektionen nach Herzoperationen können es 100000 Franken oder mehr sein.

Politiker wollen die Verhältnisse in der Schweiz mit verschiedenen Vorstössen verbessern. Der Zürcher SP-Nationalrat Thomas Hardegger reichte vergangenen Juni im Parlament ein Postulat ein. Er verlangt vom Bundesrat gesetzliche Hygienemassnahmen. Die Kosten von in Spitälern erworbenen Infektionen beziffert er auf jährlich 250 Millionen Franken.

Die Thurgauer SP-Nationalrätin Edith Graf-Litscher möchte per Motion erreichen, dass Patienten künftig einfacher klagen können. Die Beweislast soll nicht mehr bei den Geschädigten, sondern bei den Spitälern liegen.

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