Neidisch blickte gestern mancher Journalist zur «New York Times». Die US-Zeitung hatte den grossen Scoop. Ihre Reporter und ein Fotograf waren in der Lobby des Zürcher Hotels Baur au Lac, als die Zürcher Kantonspolizei im Morgengrauen sieben Fifa-Funktionäre festnahm. Sie hielten es auf Fotos fest. «Gute Recherche» stehe dahinter, so die Reporter. Sie hätten halt um 4 Uhr im Baur au Lac gefrühstückt. Absurd: Das US-Justizdepartement informierte die «New York Times» vorab, das Blatt liess sich willfährig in eine altbekannte Taktik der Ermittler einspannen. Schon vor der Verhaftung von Top-Gangster Al Capone (1899–1947) waren Reporter informiert. Verbrecher sollen weltweit wissen: vor den USA ist keiner sicher. Die Journalisten erhielten den Primeur. Letztlich aber machen sie sich zu PR-Handlangern im Dienste des Staates.
Peter Hossli, Blick am Abend