Für das deutsche Magazin Cicero habe ich unlängst den amerikanischen Uno-Botschafter in New York interviewt. Zalmay Khalilzad ist gebürtiger Afghane und höchster Moslem in der US-Regierung. Sollte John McCain im November die Wahlen gewinnen, dürfte Khalilzad sein Aussenminister werden.
Bevor er den Posten an der Uno antrat, führte Khalilzad die amerikanischen Botschaften in Bagdad und Kabul. Er gilt als einer der Architekten des Irak-Krieges. So schrieb er im Januar 1998 einen Brief an US-Präsident Bill Clinton. Darin verlangte er die Absetzung von Saddam Hussein. Unterzeichnet hatten das Schreiben Donald Rumsfeld, John Bolton, Richard Perle und Paul Wolfowitz.
Khalilzad ist ein mächtiger Mann. Tröstlich, dass sich Macht in der Politik nicht in den Immobilien spiegelt, in der sie ausgeübt wird.
Nach langem Warten empfing mich Khalilzad in einem kahlen, fensterlosen und ausgesprochen schlecht dekorierten Saal in der amerikanischen Uno-Mission. Die Decke war niedrig, das Licht dumpf. Vor einem Sternenbanner standen einsam zwei karge Stühle und ein kleiner Tisch. Für ein intimes Gespräch war der Raum zu riesig. Ständig beobachtete uns zudem eine bronzene Büste von General Dwight Eisenhower. Wohl aus Sicherheitsgründen fand das Interview hier statt. «Niemand darf sein Büro sehen», sagt mir seine Pressefrau.
Khalilzad füllte den tristen Raum rasch mit einnehmendem Charme und angenehmem Humor. Klar wurde: Nicht das Haus bestimmt die Macht. Es ist der Politiker, der darin agiert.