“Ich tu es aus Liebe”

Sie gehört zu den reichsten Schweizerinnen und steht an der Spitze eines globalen Handelskonzerns, der jedes Jahr 500 Millionen Menschen ernährt. Für Margarita Louis-Dreyfus gibt es nichts Wichtigeres als die Familie – «der Sinn des Lebens».

Peter Hossli (Text) Dan Cermak (Fotos) 15.11.2024

Frau Louis-Dreyfus, ich spreche kein Russisch. Möchten Sie das Interview auf Deutsch, Französisch oder Englisch führen?

Margarita Louis-Dreyfus Gerne auf Deutsch. Englisch spreche ich nur, wenn es ums Geschäftliche geht.

In welcher Sprache träumen Sie?

MLD In allen möglichen Sprachen. Das weiss ich ziemlich genau, denn ich träume viel und erinnere mich oft an meine Träume. Sollte ich einmal von Ihnen träumen, dann wahrscheinlich auf Deutsch.

Und welche Sprache wird bei Ihnen zu Hause am Familientisch gesprochen?

MLD Russisch.

Sie haben fünf Kinder. Reden Sie mit den achtjährigen Zwillingstöchtern in einer anderen Sprache als mit Ihren drei erwachsenen Söhnen?

MLD Nein, ich spreche mit allen Russisch. Aber mittlerweile sprechen die Kinder besser Schweizerdeutsch als Russisch.

Wie wichtig ist Ihnen Ihre Familie?

MLD Man kann nicht einfach sagen, die Familie sei einem «wichtig». Die Familie ist der Sinn des Lebens. Meine Familie ist der Sinn meines Lebens. Für die Gesellschaft ist die Familie ohnehin der wichtigste Baustein.

Dann ist Ihnen Ihre Familie sogar wichtiger als Sie es selbst sind?

MLD Warum sagen Sie «sogar»? Eine Familie kann nur existieren, wenn sie wichtiger ist als wir selbst. Ist das nicht so, fällt sie auseinander.

Das sind grosse Worte. Warum hat für Sie die Familie eine derart wichtige Bedeutung?

MLD Unsere Gesellschaft hat das Wort «Familie» stark verwässert. Hören Sie sich doch mal um, und fragen Sie andere, wofür sie bereit sind, ihr Leben zu opfern. Fast alle werden Ihnen dasselbe antworten: «Für meine Kinder würde ich mein Leben geben.»

Jetzt beschönigen Sie ein Idyll. Viele Familien brechen heutzutage doch auseinander.

MLD Eine Familie entsteht um die Kinder herum. Die Erwachsenen können auseinandergehen, aber die Kinder halten die Familie zusammen.

Sie haben im Alter von sieben Jahren Ihre Eltern bei einem Unfall verloren. Etwas Schlimmeres kann man sich für ein kleines Kind kaum vorstellen. Ist die Familie für Sie deshalb so wichtig?

MLD Nach dem Tod meiner Eltern kam ich ins Internat. Dort hatten fast alle Kinder ähnliche Schicksale erlebt. Den Tod meiner Eltern habe ich wie eine schlimme Krankheit empfunden. Ich hatte enorme Schmerzen, aber mit der Zeit habe ich mich davon erholt, und es ist besser geworden. Für ein Kind ist es wichtig, wie die Erwachsenen ihm die Herausforderungen des Lebens erklären. Mein Grossvater war ein starker Mann, er gab mir sehr viel.

Das gesamte Gespräch können Sie im aktuellen «Interview by Ringier» lesen. Jetzt am Kiosk, oder hier bestellen.

 

Reporter Peter Hossli im Gespräch mit Margarita Louis-Dreyfus.