You’re hired!

Am 20. Januar 2025 zieht Donald Trump zum zweiten Mal ins Weisse Haus ein. Jetzt muss der Spalter das Land vereinen. Das Porträt eines ungewöhnlichen Politikers.

Von Peter Hossli

Donald Trump (78) hat die Wahl gewonnen. Am 20. Januar 2025 wird der Republikaner als 47. Präsident der USA vereidigt. Damit zieht er ein zweites Mal ins Weisse Haus ein. Er wird ein tief gespaltenes Amerika regieren. Die Hälfte der wählenden US-Bevölkerung dürfte wegen seines Wahlsiegs in tiefe Trauer fallen. Genauso wäre es gewesen, wenn Kamala Harris (60) die Wahl gewonnen hätte. Dann wäre es die andere Hälfte gewesen.

Während seiner – zugegebenermassen verfrühten – Siegesrede am Mittwochmorgen (Schweizer Zeit), kündigte Trump an, dass er die USA wieder vereinen wolle: «Mit euch, dem Volk, werden wir Amerika wieder sicher, stark, wohlhabend, mächtig und frei machen. Und ich bitte jeden Bürger in unserem Land, sich mir bei diesem edlen und rechtschaffenen Unterfangen anzuschliessen. Es ist an der Zeit, die Spaltungen der letzten vier Jahre hinter uns zu lassen. Es ist an der Zeit, sich zu vereinen, und wir werden es versuchen.»

Vorbei ist damit ein Wahlkampf voller Hass und Hysterie. Statt um Inhalte zu ringen, warfen sich Kandidatin und Kandidat gegenseitig Beleidigungen an den Kopf. Das Präsidentenamt, das allen Amerikanerinnen und Amerikanern gehört, hat Schaden genommen.

Sieger an den Küsten, Verlierer im Landesinneren

Einfach ist Trumps Aufgabe nicht. Seit Jahrzehnten driften die USA auseinander, weniger ideologisch als wirtschaftlich. Die wohlhabenden Küstenstaaten wählen mehrheitlich demokratisch, das ärmere «Fly-Over-Country» republikanisch. In den veganen Cafés von Brooklyn oder Los Angeles weiss man oft nicht, dass es in den USA Menschen gibt, die mit 30’000 Dollar im Jahr eine Familie ernähren müssen.

Das hat Trump verstanden, er sprach über die Sorgen dieser Menschen – und wurde deshalb 2016 gewählt. Weil er dies auch in diesem Jahr wieder tat, konnte er erneut gewinnen.

Anknüpfen möchte Trump an seine erste Amtszeit: Steuern senken und Regulierungen abbauen. Er setzt auf eine isolationistische Wirtschaftspolitik. Importgüter will er mit hohen Zöllen belegen, um Fabriken aus Asien und Mexiko zurück in die USA zu holen. Aussenpolitisch steht er zu Israel. China möchte er die Stirn bieten und den Iran isolieren.

Offen bleibt, wie er den russischen Krieg gegen die Ukraine beenden wird. Eines ist klar: Amerikanische Soldaten schickt er in keine Kriege mehr, bei denen es nicht direkt um amerikanische Interessen geht.

Im Wahlkampf drohte Trump, zehn Millionen illegal in den USA lebende Menschen abzuschieben – das scheint kaum realisierbar. Doch die Einwanderungspolitik dürfte restriktiver werden, insbesondere was den Familiennachzug betrifft.

Ein Raufbold in der Schule

Trump wurde als viertes von fünf Kindern im New Yorker Stadtteil Queens geboren. Weil er sich in der Schule häufig prügelte, schickten ihn seine Eltern – die Mutter war Schottin, der Vater Sohn deutscher Einwanderer – auf eine Kadettenschule.

Sein Vater Fred baute Mietshäuser in Brooklyn, Queens und Staten Island. «Er war ein disziplinierter Geschäftsmann mit Prinzipien», wie Donald Trump mir in einem Interview einst sagte. Aus Prinzip baute Fred nie in Manhattan. «Manhattan hat mich sehr angezogen», sagt hingegen Donald. «Manhattan ist das Zentrum von allem.»

Dorthin wollte er – ins Zentrum von allem. Er baute Hotels, Wohntürme und Casinos in Manhattan, Las Vegas und Atlantic City. 1982 schuf er den Trump Tower an der Fifth Avenue, ein Gebäude, das sich wie er selbst zwischen Kitsch und Glamour bewegt. Die Eingangshalle ist verspiegelt, die vorherrschende Farbe: Gold.

Sein Hang zur Selbstverliebtheit trieb ihn in die Medien. Er schrieb über ein Dutzend Bücher. «The Art of the Deal» stand ein Jahr lang auf den Bestsellerlisten. Zwischenzeitlich betrieb er Miss-Universe-Wahlen.

Mit der Reality-Show «The Apprentice» stieg er zum Entertainer auf, spielte darin sich selbst – den selbstverliebten Tycoon, der in jeder Folge einen Kandidaten feuert. Sein Spruch «You’re fired» – «Du bist gefeuert» – wurde zu seinem Markenzeichen. Durch die erfolgreiche Show erkannte Trump, dass er die Massen anziehen konnte.

Der Tiefpunkt war der Sturm aufs Capitol

Als er im Juni 2015 seine Präsidentschaftskandidatur verkündete, fuhr er mit der Rolltreppe in die Lobby des Trump Towers. Seitdem scheinen alle Kameras auf ihn gerichtet zu sein. Während des Wahlkampfs sagte er, er könne auf der Fifth Avenue jemanden erschiessen und würde trotzdem gewählt werden.

Erschossen hat er niemanden, aber er beleidigte Frauen, Behinderte, Muslime und Mexikaner – was seine Umfragewerte steigerte. Schliesslich gewann er die Wahl.

Staatsanwälte klagten ihn an vier verschiedenen Gerichten an, in New York wurde er in 34 Fällen verurteilt. Und doch wählten ihn die Amerikanerinnen und Amerikaner.

Die Bilanz der ersten Amtszeit war besser als viele erwarteten. Mit Steuersenkungen verlängerte er den Aufschwung in den USA. Die Welt blieb friedlich.

Der Tiefpunkt? Der Sturm aufs Kapitol am 6. Januar 2021, weil sich Trump weigerte, die Wahlniederlage zu akzeptieren.

Der designierte Präsident hat fünf Kinder aus drei Ehen. First Lady ist zum zweiten Mal Melania Trump (54). Trump hasst Mikroben und deshalb auch fremde Hände. «Händeschütteln ist ein barbarischer Akt», sagte er einmal in einem Interview mit «Time». Trotzdem schüttelte er im Wahlkampf viele Hände.