Das könnte was werden, Mister President

Er kann staatsmännisch! Trump überraschte mit seiner ersten Rede vor dem Kongress

Von Peter Hossli

Vielleicht kann er es ja doch. Vielleicht war das Chaos der ersten fünf Wochen bloss ein Fehlstart. Wie ihn schon andere US-Präsidenten hingelegt hatten.

Donald Trump (70), politischer Neuling und mächtigster Mensch der Welt, hielt in der Nacht auf Mittwoch eine beachtlich starke Rede vor dem US-Kongress.

Stark war sie, weil der Präsident optimistisch sprach. Weil er diszipliniert vortrug. Weil er sich dessen bediente, was packt: Pathos.

Das Land müsse wieder «gross träumen» und «triviale Kämpfe» hinter sich lassen, so Trump. «Glaubt an euch, glaubt an Amerika.»
Von «neuem nationalem Stolz» redete er; auf fremden Planeten sollen Amerikaner stehen. Damit erinnerte Trump an zwei grosse Präsidenten beider Parteien: an den Republikaner Ronald Reagan (1911–2004) und den Demokraten John F. Kennedy (1917–1963).

Dank einfachen Kniffs wirkte er präsidial: Trump tauschte den roten Zuhälterschlips gegen eine edle blau gestreifte Krawatte. Statt nervös mit den Händen zu gestikulieren, hielt er sich am Rednerpult fest.

So konnte er seine Ziele ruhig und versöhnlich vortragen. Es sind die gleichen geblieben: das US-Krankenkassensystem will er umbauen; Steuern senken; er bekannte sich zur Nato, verlangte aber von den Partnern des Verteidigungsbündnisses mehr Verantwortung; er will die US-Streitkräfte stärken und Handelsschranken errichten; die Zuwanderung soll reformiert werden – wobei Trump ausdrücklich einen gesetzlichen Weg vorschlägt und nicht einfach elf Millionen «Sans Papiers» ausschaffen will.

Trump besitzt einen aussergewöhnlichen politischen Instinkt. Zuerst verstand er die Bedürfnisse jener Amerikaner, die ihn wählten. Nun weckt eine Rede im Kongress Hoffnung: dass ein unkonventioneller Politiker frei von parteipolitischen Fesseln etwas bewegen kann.

Gefährlich werden kann Trump nur etwas: Trumps Ego.