Von Peter Hossli
Es kann losgehen. Seit Freitag regiert Donald Trump (70) die USA. Jedes Wort, das er fortan twittert oder spricht, analysieren politische Freunde wie Gegner in Washington und Journalisten in New York.
«Unsere einzige Chance ist Trump»
Ob Trump erfolgreich regiert, entscheidet sich nicht in den Zentren der Macht, sondern in den Appalachen, im Rostgürtel, im Mittleren Westen. Dort ist Trump gewählt worden. Dort hoffen Amerikaner, ihr Leben ändere sich nun.
Etwa Sam, ein 41-jähriger Nachtwächter beim Automobilhersteller General Motors. Er lebt in Ohio. «Ich bin ein weisser Mann, und als das bin ich in der Minderheit, für mich interessiert sich keiner», erklärte er mir letzten Juli. «Trump gibt mir das Gefühl, es höre endlich wieder jemand meine Probleme.»
Oder Danny Tucker (53). Er fördert in fünfter Generation Schwarzkohle in Grundy, Virginia. Er sah, wie unter Umweltschützer Barack Obama (55) eine Mine nach der anderen schliessen musste. Nun hofft er, Kohle erlebe eine Renaissance. «Unsere einzige Chance ist Trump», so Tucker im September.
Oder die 47-jährige Hausfrau Donna Thompson aus Doylestown in Pennsylvania. «Amerika muss wieder stark werden, das schafft nur Trump», sagte sie im November. Trump gewann in Pennsylvania und somit die Wahlen.
Amerika boomt. Aber nur an den Küsten, in Manhattan oder im Silicon Valley. Im Landesinneren darben die USA. Dort leben Sam, Danny und Donna – und Millionen weiterer Amerikaner. Sie glauben, den amerikanischen Traum zu verpassen. Umso mehr feiern sie die Vereidigung Trumps. Für sie ist heute ein Glückstag.
Will Trump reüssieren, muss er sich auf sie konzentrieren. Gelingt es ihm, deren Leben zu verbessern, bleibt er noch lange im Weissen Haus. Enttäuscht er Sam, Danny und Donna, ist er bald weg.
Für Beobachter gilt daher: Vergesst Washington und New York. Vergesst, was Trump twittert oder wie er sich aufführt. Schaut nach Ohio, Virginia und Pennsylvania. Fragt Sam, Danny und Donna.