Von Peter Hossli (Text) und Pascal Mora (Foto)
Sei er Präsident, werde er den «Sumpf in Washington austrocknen», versprach Donald Trump im Wahlkampf. Nicht das Volk, die Lobbyisten hätten den Polit-Apparat in der Hand.
Jetzt ist er Präsident – und steckt mitten im Sumpf. So hilft Vizepräsident Mike Pence (57) dem Polit-Neuling bei der Bildung des Kabinetts. Und nicht mehr Chris Christie (54), Gouverneur von New Jersey. Der Grund: Pence sass im Kongress und kennt den Betrieb in Washington. Ihm zur Seite stehen Lobbyisten und Insider. «Dass er das politische Establishment zerstören würde, war letztlich die Aussage eines Schwindlers – und als solcher ist Trump in seinen ersten Tagen bereits entblösst worden», zitiert die «New York Times» Peter Wehner, Redenschreiber von Ex-Präsident George W. Bush.
Unter Führung von Pence suchen Lobbyisten jetzt nach Ministern für Trump. Die Namen der möglichen Kandidaten bestätigen Wehners Befund: Nicht mit unverbrauchten Aussenseitern, sondern mit alten weissen Männern aus jenem «Sumpf» will Trump die Supermacht führen. Als Aussenminister soll Newt Gingrich (73) beste Chancen haben. Zwanzig Jahre sass er im Repräsentantenhaus.
Möglich wäre John Bolton (67). Er wirkte in der Bush-Regierung. Als Justizminister gesetzt ist wohl New Yorks Ex-Bürgermeister Rudolph Giuliani (72). Treu hielt er zu Trump.
Für das Finanzministerium sind zwei Trump-Freunde im Gespräch: der Ex-Banker Steven Mnuchin (53) und der Privatanleger Thomas Barrack. Da beide wohl rechtliche Probleme haben, dürfte der Posten eher an Tim Pawlenty (55) gehen, früher Gouverneur in Minnesota, heute – was sonst? – Lobbyist. Das Pentagon will Trump einem Ex-General geben, Favorit ist Michael T. Flynn (58). Grösste Überraschung auf Trumps Liste: Alaskas Ex-Gouverneurin Sarah Palin (52) als mögliche Innenministerin.