Von Peter Hossli
Hillary Clinton (69) ist wütend. «Das ist sehr verstörend», so die Demokratin. «Das gabs noch nie.»
Seit Freitag sind die US-Wahlen in Aufruhr. Seit das FBI dem US-Kongress mitteilte, es gebe «womöglich neue Beweise» in den Ermittlungen um den privaten Mail-Server Clintons. Sofort empörte sich Donald Trump (70): «Das ist die grösste Geschichte seit Watergate.»
Anfänglich schwieg Clinton. Dann fand sie einen Schuldigen für das Chaos, das nun ihren sicher geglaubten Sieg gefährdet: FBI-Direktor James Comey (55). «Es ist sehr komisch, so etwas mit so wenigem Kontext publik zu machen – und zwar so kurz vor den Wahlen», sagte Clinton und forderte: «Direktor Comey muss alles auf den Tisch legen.» Tatsächlich fragt sich ganz Amerika – was treibt den Direktor der Bundespolizei an?
Versteht sich der von US-Präsident Barack Obama (54) eingesetzte Republikaner als Königsmacher? Lässt sich der Beamte von seiner politischen Gesinnung leiten? Oder beweist er ganz einfach seine Unabhängigkeit?
Letzten Juli noch sagte Comey, es gebe keinen Grund für ein Strafverfahren gegen Clinton. Rund 30 000 Mails von Clinton hatte er untersuchen lassen, die sie als Aussenministerin über einen privaten Server abwickelte. Comey aber versprach, den Kongress zu informieren, sollten neue Fakten vorliegen. Was er am Freitag getan hat.
«Das macht man nicht», zitiert der «New Yorker» einen einstigen Topbeamten des Justizministeriums (DoJ). Es sei rechtsstaatlich problematisch, wenn das FBI einen Fall kommentiere, bei dem es keinerlei Anzeichen für eine Strafanzeige gebe. «Das verletzt jahrzehntelange Praxis.»
Bereits in den Neunzigerjahren verzichtete das DoJ darauf, sich vor Wahlen zu Kandidaten zu äussern. Seit vier Jahren ist das gängige Praxis. Offenbar widersetzte sich Comey seiner direkten Vorgesetzten, der Justizministerin Loretta Lynch (57). Sie soll ihn gewarnt haben, dies vor den Wahlen zu tun. Dementsprechend zornig sei Lynch auf Comey.
Aus dessen Sicht aber haben Amerikaner gerade vor der Wahl das Recht alles zu wissen. Dass er nun informierte, lässt einen Schluss zu: Es könnte belastendes Material geben. Zumal das FBI die Mails schon Anfang Oktober fand – auf dem beschlagnahmten Computer von Anthony Weiner (52). Gegen den Ex-Parlamentarier läuft ein Verfahren wegen Sexting.
Brisant: Er ist der Gatte von Huma Abedin (40), der engsten Mitarbeiterin von Hillary Clinton. Die beiden teilten sich einen Laptop. Darüber wickelte Abedin auch Mails von Clinton ab.
Es sieht so aus, als ob erneut ein lüsterner Kerl für Hillary Clinton zum Problem wird.