Von Peter Hossli
Grosses Kino, wenig Politik, tiefes Niveau – somit beste Trash-TV-Unterhaltung. Es dreht sich vieles um Sex, Lügen und Videos.
So lautet das Fazit des zweiten TV-Duells zwischen Hillary Clinton (68) und Donald Trump (70).
Ein objektiver Punktrichter würde wohl auf Remis entschieden. Und das ist ein Sieg für Hillary. Ihr unterliefen keine Fehler. Genau das waren Aufgabe und Ziel Clintons.
Arg in Rücklage ging Trump in diese Debatte. Wegen seinen Steuern. Und wegen den Tonaufnahmen, die ihn als mutmasslichen Sex-Täter entlarven. Er schlug sich wacker. Gab zu, alle Steuertricks zu kennen und sie legal auszunutzen. Im Gegensatz zu Bill Clinton hätte er schlecht über Frauen gesprochen – «was ich bedauere» – sie aber nicht misshandelt. «So reden halt Männer in Umziehkabinen», sprach er die vulgären Aussagen klein.
Clinton schien etwas matt, fast zu selbstsicher, was zuweilen arrogant wirkte. Angriffig war sie bei den Tonaufnahmen. Sie würden Trump demaskieren. Zumal er ja nicht nur abschätzig über Frauen rede, sondern über Latinos, Schwarze und Behindert. «Und das tun wir in Amerika nicht.»
Je länger das Duell dauerte, desto abgelöschter schien Clinton – als sei die Wahl für sie schon gelaufen.
Trump hingegen war ruhiger als in der ersten Debatte. Er hatte Körpersprache und Gestik im Griff. Allerdings legte er sich mehrmals mit den Moderatoren an – und beklagte sich, er habe weniger Redezeit als Clinton. Wie schon im ersten Duell, fiel er ihr mehrmals ins Wort.
Das muss man über das zweite TV-Duell alles wissen
Trumps besonders aggressiv: «Wenn ich Präsident bin, kommt sie ins Gefängnis.» Er werde einen Staatsanwalt auf sie ansetzen.
Trump nett über Clinton: «Sie ist eine Kämpferin, sie gibt nie auf, das ist eine gute Sache.»
Clinton nett über Trump: «Ich respektiere seine Kinder, und das sagt vieles über Donald.»
Eiszeit: Clinton und Trump geben einander nicht einmal die Hände. Im Publikum sitzen Melania Trump und Trumps Kinder. Zudem Chelsea und Bill Clinton – alle scheinen sich regelrecht zu schämen über das erbärmlich Niveau, das dieser Wahlkampf hat.
Unwürdig: Im Publikum sitzen auf Einladung von Donald Trump Juanita Broaddrick und Kathleen Wille: beide Frauen haben Bill Clinton des sexuellen Missbrauchs bezichtigt.
Trumps Lösung für Syrien: «Das amerikanische Waffenarsenal stärken.»
Clintons Lösung für Syrien: «Mit muslimischen Ländern zusammenarbeiten, No-Flight-Zones durchsetzen, Russland die Stirn zeigen.»
Das absurdeste Zitat von Donald Trump: «Ich respektiere Frauen sehr, niemand respektiert Frauen mehr als ich.»
Warum er despektierlich über Frauen redet: «Ich bin darüber nicht stolz, aber ich habe mich entschuldigt, so reden Männer im Gym.»
Clinton über das Grüsel-Video: «Das Video zeigt, wer Trump wirklich ist.»
Redundanz 1. Mehrfach sagt Hillary, «was Donald Trump sagte, ist einfach nur falsch». Beim dritten Mal wirkte es langweilig.
Redundanz 2. Mehrfach sagt Trump: «So reden Männer halt in der Umziehkabine.»
Was Männer nie über Frauen sagen sollte, sagte Trump: «Ich habe nur schlecht über Frauen geredet, Bill Clinton hat Frauen misshandelt. Was Präsident Clinton gemacht hat, war viel schlimmer.»
Trumps Feinde: Die Moderatoren. Mehrmals beschwert er sich bei ihnen, er erhalte zu wenig Redezeit. Anderson Cooper erinnert Trump mehrmals daran, sie nicht zu unterbrechen.
Vorbild Michelle Obama für Hillary Clinton: «Michelle Obama hat gesagt, wenn die anderen Schlamm werfen, dann verhältst du dich ehrenhaft.»
Trumps drischt Phrasen: «Sie müssen sich schämen! Sie lügt. Sie ist ein Deasaster!»
Clintons klügste Aussage: «Wir hatten Muslime in Amerika seit der Zeit von George Washington. Wir haben eben einen sehr bekannten verloren: Muhammad Ali.»
Ein bisschen Substanz beim Thema Krankenkasse: Trump nennte Obamacare «einen Betrug» und «ein Desaster». Clinton sagt, sie möchte Obamacare verbessern. Trump will Obamacare abschaffen.
Clinton erinnert an die amerikanischen Werte: «Wir dürfen Leute nicht verbannen aufgrund ihres Glaubens, unser Land ist gegründet worden mit dem Versprechen der Religionsfreiheit.»
Trumps klügster Angriff, die gleichzeitig eine Verteidigung ist: «Captain Khan ist amerikanischer Held, und wenn ich Präsident gewesen wäre, würde er noch leben, ich hätte nicht für den Irakkrieg gestimmt.»
Clintons bissigste Aussage: «Alles, was Donald sagt, ist falsch. Er lebt in einem parallelen Universum.»
Trumps halbes Geständnis. «Ja», er hat den Verlust von 916 Millionen von den Steuern abgezogen und daher jahrelang keine Einkommenssteuern bezahlt. «Nein», er sagt nicht wie viele Jahre.
Trumps lustigste Zeile: «Sie ist der Lüge überführt worden, und sie gibt Lincoln die Schuld.»
Trump erklärt, warum er um 5 Uhr früh Tweets absetzt: «Ich habe 25 Millionen Freunde und Follower auf Twitter und Facebook, das ist die moderne Form zu kommunizieren.»
Trump vermischt über die Liebe: «Clinton hat sehr viel Hass in ihrem Herzen.»
Clintons Seiltanz um Kohle: «Wir müssen unabhängig werden von ausländischer Energie, aber gleichzeitig müssen wir gegen den Klimawandel vorgehen.»
Trumps Seiltanz um Kohle: «Wir brauchen mehr Wind- und Sonnenenergie. Es gibt saubere Kohle, wir haben Kohle für 1000 Jahre, Clinton will alle Kumpel arbeitslos machen.»
Trump entlarvt Clinton bei der Birther-Debatte: «Sie müssen sich bei Obama entschuldigen, Sie haben die Debatte begonnen.»