“Das widert mich an”

Sogar Gattin Melania distanziert sich vom republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump.

Von Peter Hossli

Was die Welt längst wusste, kann sie nun in bester Tonqualität hören – Donald Trump ist vulgär. Ein Lüstling, der Frauen verachtet: «Bei einem Star wie mir lassen Frauen alles zu, du kannst ihnen einfach an die Fotze greifen.»

Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 2005. Über «falsche Titten» frotzelt der Präsidentschaftskandidat der Republikaner. «Schöne Frauen» müsse er automatisch küssen. Zu hören ist, wie er ein Tic Tac hervorkramt, um seinen Atem kussgerecht aufzufrischen.
Sogar Gattin Melania Trump (46) geht auf Distanz. «Die Worte meines Mannes sind für mich inakzeptabel und beleidigend», sagte sie gestern.

Es ist widerlich, was der Re­pub­likaner sagt und wie er denkt. Damit wird er Hillary Clinton wohl ins Weisse Haus tragen.
Weil einer wie Trump nicht Präsident sein kann, dürfte eine Frau die USA regieren, die bei der Hälfte der Amerikaner verhasst ist. Mit einem anderen Kandidaten als dem Tycoon wäre sie einfach zu besiegen gewesen.

Trump ist in Rücklage. Frauen schildern seine Übergriffe, mitsamt Tic Tac. Der ewige Sieger gibt sich reumütig. «Wer mich kennt, weiss: Diese Worte geben nicht wieder, wer ich bin. Ich entschuldige mich.»

Parteikollegen distanzieren sich. Vize­kandidat Mike Pence (57) fühlt sich von Trump «beleidigt». Repräsentantenhaus-Sprecher Paul Ryan (46) lud ihn von ­einem Auftritt aus. Utah-­Senator Mike Lee (45) rief Trump auf, den Wahlkampf abzubrechen. Nun soll Pence antreten. Was nicht ginge.

Vieles ist Heuchelei. Wer Trump ist, wissen die Republikaner längst. Gleichwohl haben sie ihn am Parteikonvent in ­Cleveland zum Kandidaten gekürt. Nun ist Trump der republikanische Albtraum. Mit ihm wurde die Partei zum Sammelbecken von Rassisten und Sexisten. Seinetwegen könnte sie die Mehrheit im Kongress verlieren.

Trump twitterte gestern Abend: «Ich trete nicht ab.» Und doch scheint er geschlagen. Es ist die zweite deftige Enthüllung, die ihn innert Tagen trifft. Letzten Sonntag belegte die «New York Times», dass der Milliardär wohl zwanzig Jahre lang keine Einkommenssteuern zahlte. Nun macht die «Washington Post» ein Video publik, das Trump als mutmasslichen Sextäter entlarvt – zwei Tage vor dem zweiten TV-Duell in St. Louis. Was die Vermutung nährt, dass das Mate­rial aus Clintons Umfeld kommt, mit perfektem Timing. Ihr Team agiert bravourös. Vage sprach die Kandidatin im ersten TV-Duell über Trumps Steuern und bezichtigte ihn des Sexismus. Für beides liegen nun Beweise vor.

Es gehört zur Pflicht eines Wahlkampfteams, belastende Filme und Tondokumente über den Gegner zu sammeln. Dass
sie mehr als vier Wochen vor dem Wahltag öffentlich werden, befeuert eine zweite Vermutung: Clintons Team hat noch mehr Schlamm, mit dem es werfen kann.

Hillary Clinton selbst ist ein offenes Buch. Seit 30 Jahren steht sie in der Öffentlichkeit. Nie hat die Presse jemanden genauer durchleuchtet. Unzählige Skandale wurden ihr angedichtet. Beweisen konnte man ihr nie etwas.