Trump spielt die Lewinsky-Karte

Der Republikaner ist arg in Rücklage geraten. Nun will er Bill Clintons alte Affären in den Wahlkampf ziehen.

Von Peter Hossli

debate_clinton_trumpGeheimnisvoll schloss Donald Trump (70) letzten Montag das TV-Duell. Er habe etwas in der Hinterhand, was Hillary Clinton (68) und ihrer Familie arg schaden würde. «Aus Respekt», sagte der Republikaner, sage er nichts.

Das soll sich ändern. Beim nächsten Duell, so die «New York Times», wolle er die wiederholte Untreue von Ex-Präsident Bill Clinton (70) ansprechen – direkt ins Gesicht von Kandidatin Hillary, um sie vor der ganzen Welt zu verunsichern.
«Trump is going negative», wie es im Jargon heisst: Er wirft Schlamm.

Weil er glaubt, es sei seine letzte Chance. Verloren hat er das TV-Duell. Seine Werte in Umfragen sinken. US-Zeitungen, die nie Kandidaten oder stets nur Republikaner empfohlen haben, warnen nun vor Trump. Geschadet hat ihm zudem bizarres Gebaren. Morgens um fünf Uhr setzte Trump Tweets zur Ex-Miss-Universe ab, über deren Gewicht er sich vor 20 Jahren lustig gemacht hatte.

Dringend muss er nun den Fokus von sich auf Clinton lenken. Helfen soll Monica Lewinsky (43), die Praktikantin, mit der Bill Clinton 1995 Sex hatte. Der Präsident bestritt es unter Eid. In Folge begann Ende 1998 ein Amtsenthebungsverfahren gegen ihn.

Bereits 2015 sprach Trump über Lewinsky. Mitte letzter Woche erwähnte er Affäre wie Lüge bei einem Auftritt in New Hampshire. Nun gedenkt er, es nächsten Sonntag im zweiten TV-Duell wieder zu tun. Zumal einige Republikaner ihn ermuntern. «Zu reserviert, zu sehr Gentleman» sei Trump in der ersten Debatte gewesen, sagt New Yorks Ex-Bürgermeister Rudolph Giuliani (72). Es sei an der Zeit, zu sagen, was Hillary «Monica Lewinsky antat». Damals sprach die betrogene First Lady erst von einer «grandiosen rechten Verschwörung». Später nannte sie Lewinsky ein «narzisstisches Dummchen».

Bei Lewinsky dürfte Trump kaum enden. Er gedenke weitere Karten zu ziehen, etwa Juanita Broaddrick (73) und Kathleen Willey (70). Beide Frauen werfen Bill Clinton vor, sie sexuell belästigt zu haben.

Hillary Clinton ist vorbereitet. Ihr Team hält belastendes Material gegen beide bereit. Zudem soll es auf reichlich Schlamm sitzen, den Hillary notfalls werfen könnte. Was sie wohl nur täte, wenn sie in Rücklage geriete. Die Geschichte zeigt: Persönliche Attacken funktionieren.

karteDennoch ist gefährlich, was Trump vorhat. Er selbst ist in dritter Ehe verheiratet. Seine erste zerbrach an einer Affäre.

Nicht Bill ist sein Gegner, sondern Hillary. Sie hat das Image als Opfer des sexbesessenen Gatten abgeschüttelt. Heute ist sie das politische Schwergewicht der Familie, Bill nur noch Anhängsel, das statt fettes Fleisch vegan isst.

Eine Frau wegen der Affären ihres Mannes zu kritisieren, dürfte bei Frauen nicht gut ankommen. Trump aber braucht ihre Stimmen.

Warum macht er es trotzdem? Er ist verzweifelt. Und er ist umgeben von Beratern, die selbst eine tragende Rolle in der Affäre um Lewinsky hatten. Sein stellvertretender Kampagnen-Manager untersuchte Bill Clinton. Der Lewinsky-Skandal half Roger Ailes (76), Fox News aufzubauen. Heute coacht er Trump vor TV-Duellen. Er versteht: Fromme Wähler auf dem Land verabscheuen die Clintons wegen der Affären. Chancen hat Trump nur, wenn er sie an die Urne bringt.