Wer zieht ins Weisse Haus ein?

Morgen geht der US-Wahlkampf in die heisse Phase: Hillary Clinton und Donald Trump treffen sich zum ersten TV-Duell. So stehen die Chancen für beide Kandidaten.

Von Peter Hossli (Text) und Stefan Falke (Fotos)

5 Gründe, die für Clinton sprechen

hillary_poster1. Team Ins Weisse Haus zieht, wer möglichst viele Wähler mobilisiert. Das schaffen Kandidaten durch ihre Popularität. Genauso wichtig ist aber eine gut organisierte Mannschaft. Die von Clinton ist straff geführt, eingespielt, technologisch top. Eine Armee aus Freiwilligen wird um den Wahltag in den SwingStates Ohio, Florida und Pennsylvania Wähler an die Urne bringen. Trump versucht noch, eine Organisation aufzubauen.

2. Geld Ein Wahlkampf ist teuer. Richtig eingesetztes Geld kann ihn entscheiden. Clinton hat weit mehr gesammelt. Sie kann es in der entscheidenden Schlussphase einsetzen. Ihre Kasse ist mit 446 Millionen Dollar gefüllt. Trump hat 137 Millionen Dollar zur Verfügung. Reiche Demokraten sind eher bereit, für Clinton zu spenden als reiche Republikaner für Trump.

3. Pennsylvania Die USA haben ein eigensinniges Wahlsystem. Präsident wird nicht, wer landesweit am meisten Stimmen macht, sondern wer die meisten Wahlmänner gewinnt. Es sind insgesamt 538. Um ins Weisse Haus einzuziehen, muss ein Kandidat 270 holen. Der entscheidende Swing State dürfte dieses Jahr Pennsylvania werden. Dort hat seit Ronald Reagan 1988 kein Republikaner mehr gewonnen.

4. Geschichte Amerikaner schreiben gerne Geschichte. Vor acht Jahren wählten sie mit Barack Obama die erste schwarzen Präsidenten. Jetzt könnten sie erneut Geschichte schreiben und mit Hillary Clinton eine erste Frau ins Weisse Haus schicken.

5. Trump Es gibt viele Wähler, die Hillary wählen, um Trump zu verhindern. Zöge Trump ins Weisse Haus, wäre er wohl der meistgehasste Präsident der Geschichte.

5 Gründe, die für Trump sprechen

trump1. Die TV-Duelle Morgen Montag findet in New York die erste Debatte statt. Es folgen im Oktober zwei weitere. Trump versteht das Fernsehen perfekt, Clinton hingegen fühlt sich vor der Kamera unsicher. Sie ist eine Macherin, keine Unterhalterin.

2. Gefühle statt Fakten Gefühle bestimmen zunehmend die Politik. Keiner spielt damit gekonnter als Trump. Er sagt bombastische Dinge: «Obama hat den IS gegründet», «Muslime dürfen nicht mehr in die USA kommen». Dinge, bei denen er weiss, sie stimmen nicht, aber sie treffen einen Nerv. Vergeblich versuchen seine Gegner, ihm mit Argumenten zu kontern.

3. «Change» ist das Zauberwort jeder US-Wahl. Amerikaner suchen stets das Neue, wollen die Veränderung. Und die trauen sie Aussenseiter Trump mehr zu als Clinton. Sie gilt als Vertreterin einer Dynastie und des Establishments.

4. Terror Trump schürt die Angst vor Mexikanern, Muslimen, Terroristen. Sei es ein Anschlag in New York, eine Schiesserei in einem schwarzen Stadtteil oder ein Zwischenfall an der Grenze – stets gibt Trump den Demokraten die Schuld. Gibt es Anschläge, profitiert er.

5. Clinton Es gibt viele Wähler, die Donald Trump allein wählen, um Clinton zu verhindern. Zöge sie ins Weisse Haus, wäre sie die wohl meistgehasste Präsidentin der jüngeren Geschichte.

Wer wäre besser für die Schweiz?

Clinton. Denn Trump hat zwei politische Programme: Er will den freien Handel brechen und US-Jobs mit Einfuhrzöllen schützen. Das wäre schlecht für Schweizer Exporteure. Für sie ist Amerika der zweitwichtigste Abnehmer. Zudem will Trump US-Truppen seltener in Kriege schicken. Syrien interessiert ihn nicht. Solange dort Krieg herrscht, kommen weiter Flüchtlinge nach Europa und in die Schweiz.