Von Peter Hossli
Papa Moll» hat einen deutschen Vater. Er heisst Erich Ohser (1903–1944) und zeichnete bereits in den dreissiger Jahren im Comic «Vater und Sohn» einen tollpatschigen Mann mit Kind. Ohser veröffentlichte ihn unter dem Pseudonym e. o. plauen. Die Ähnlichkeiten zum «Papa Moll»-Comic von Edith Oppenheim (1907–2001) sind frappant. Beide haben dicke Väter als Hauptfiguren. Sie sind kahl, tragen Pullover, stolpern durch Abenteuer des Alltags. «Wir betrachten ‹Papa Moll› als Plagiat», sagt Ines Ende vom Südverlag, der 1945 die Rechte an «Vater und Sohn» erwarb.
So weit geht Peter Ohser (48) nicht. Erich Ohsers Enkel ist Top-Manager des US-Finanzkonzerns Moneygram. «Es ist ganz eindeutig, dass sich die ‹Papa Moll›-Schöpferin stark von ‹Vater und Sohn› hat inspirieren lassen», so Ohser. SonntagsBlick erreicht ihn am Telefon in London. «Moll ist der Vaterfigur meines Grossvaters aus dem Gesicht geschnitten, beide Comics verwenden den gleichen Stil, erzählen ähnliche Geschichten.» Klar sei, wer da bei wem abgeschaut hat: «Der erste ‹Vater und Sohn›-Comic erschien 18 Jahre vor ‹Papa Moll›.»
Er ist irritiert: «Es ist bedauerlich, dass in den Comics kein Verweis auf ‹Vater und Sohn› zu finden ist, das kostet ja nichts.» Vielleicht könnten das die Produzenten des «Papa Moll»-Films nachholen. Gegen sie klagen wolle er nicht. Zumal 72 Jahre nach dem Tod seines Grossvaters das Urheberrecht an dessen Figuren erloschen ist. «Mir geht es nicht ums Geld, mir geht es darum, das künstlerische Erbe meines Grossvaters zu wahren, sein Werk weltweit bekannt zu machen.» Das tut er als Stiftungsrat der Erich-Ohser-Stiftung, die auch problematische Bilder zeigt.
So zeichnete Ohser von 1940 bis 1944 für die Nazi-Zeitung «Das Reich». Privat witzelte der Karikaturist über Hitler, wurde denunziert und verhaftet. Vor dem Prozess beging er Selbstmord. Er lebt in seinen Zeichnungen weiter – und in «Papa Moll»