Von Peter Hossli
Es läuft ihr gut. Bei Umfragen liegt Hillary Clinton (68) klar vor Widersacher Donald Trump (70). Letzten Monat sammelte die Demokratin 143 Millionen Dollar für den Präsidentschaftswahlkampf – mehr als Barack Obama (54) vor vier Jahren.
Doch sie ist nervös. Die Kandidatin hat zwei offene Flanken: als US-Aussenministerin wickelte sie jahrelang Mails über einen privaten Server ab, darunter auch geheime. Noch vor dem Wahltag am 8. November will die Enthüllungs-plattform Wikileaks weitere belastende Mails publizieren.
Gefährlicher dürfte Clinton eine andere Privatsache werden: die Clinton-Stiftung, gegründet nach dem Auszug ihres Gatten Bill Clinton (70) aus dem Weissen Haus 2001, eine wohltätige Einrichtung, die weltweit Geld sammelt und Gutes tut. Sie stärkt die Demokratie in Haiti, umsorgt Aidskranke in Afrika, hilft dicken Amerikanern, abzunehmen.
Das sei gut und nett – aber lediglich eine Fassade, sagen viele Clinton-Kritiker. Hauptsächlich verkaufe die Familie über die Stiftung Nähe zur Macht, wie sie das seit Jahrzehnten tue. Denn nichts treibe Hillary mehr an als Geld und Macht.
Und zwar egal, welche Ämter sie gerade innehabe. In ihrer Zeit als Aussenministerin habe sie zuletzt mehrere Personen getroffen, die sich als grosszügige Spender erwiesen, darunter Staatschefs und Minister. Mit mindestens 16 von ihnen habe Clinton Gespräche geführt. Zusammen überwiesen sie über 170 Millionen Dollar. Zu den hilfsbereitesten und spendabelsten gehörten die Golfstaaten Kuwait, Katar, Saudi-Arabien und Oman.
Ein Beispiel: Eine halbe Million Dollar überwies die algerische Regierung 2010 der Clinton-Stiftung. Zu dieser Zeit versuchte Algerien bewusst, die Beziehungen zu den USA zu verbessern. Noch bevor Hillary Ende 2012 ihr Amt als Aussenministerin niederlegte, besuchte sie Algerien, traf sich dort mit dem algerischen Präsidenten Abd al-Aziz Bouteflika (79).
Die Republikaner reagieren darauf mit Wut: «Die Clinton-Stiftung ist ein Lockvogel für Regierungen, die glauben, sie können sich bei uns Einfluss kaufen», so Senator Richard Lugar (84) aus Indiana.
Doch nicht nur Präsidenten und Minister suchten über die Clinton-Stiftung die Nähe zur Aussenministerin. Von den 154 Privatpersonen, die Clinton traf oder mit denen sie telefonierte, waren 85 Spender ihrer Familienstiftung. Zusammen überwiesen sie 156 Millionen Dollar, enthüllte die Nachrichtenagentur AP. Zwanzig der Spender gaben mehr als zwei Millionen.
Hillary Clinton weiss: Die Stiftung ist ihre Achillesferse. Zwar betont sie, nie gegen das Gesetz verstossen zu haben. Ihr Name verschwinde aus der Stiftung, sobald sie Präsidentin sei. Lebt Bill dereinst als First Gentleman im Weissen Haus, werde er aus dem Beirat austreten. Einzig Tochter Chelsea (36) bleibe der Stiftung erhalten. Klar sei zudem: Von ausländischen Staaten fliesse kein Geld mehr in die Stiftungskasse.
Was Trump nicht reicht. Als «kriminell» und «mafiös» beschreibt er im Wahlkampf die Stiftung. Sie sei schlimmer als Nixons Watergate-Kassen. Es belege «das korrupte System der Clintons», so Trump. Bereits als Bill Clinton Präsident war, habe er Spender im Weissen Haus übernachten lassen.
Was Trump vergisst: Er selbst überwies 2009 der Stiftung 100 000 Dollar, 2010 immerhin noch 10 000 Dollar. Was er dafür bekam? Keiner weiss es.