Von Peter Hossli (Text) und Stefan Falke (Foto)
In der Nacht auf heute schrieb Hillary Clinton (68) Geschichte. Sie akzeptierte in Philadelphia die Nominierung zur Präsidentschaftskandidatin ihrer Partei.
Letztlich ermöglicht hat das ihre Tochter Chelsea. Sie, das Einzelkind, hielt einst selbstlos die Ehe ihrer Eltern zusammen. Am 18. August 1998 gesteht US-Präsident Bill Clinton (69) der Nation die Affäre mit seiner einstigen Praktikantin Monica Lewinsky (43). Am selben Nachmittag spazieren die drei Clintons händehaltend über die Wiese des Weissen Hauses. Chelsea hält Hillary mit der Linken, Bill mit der Rechten. Bill hält Buddy, den Hund, scheint nur noch ihm nahe zu sein. Von hinten fangen Fotografen die Szenen ein.
Es ist bis heute das berühmteste Foto der Präsidententochter. Chelsea soll Bill vergeben haben. Unendlich dankbar sei ihr der Vater – bis heute. Damals war sie gerade 18 Jahre alt.
Die Teenager-Zeit verbrachte Chelsea im Weissen Haus, abgeschirmt von der Presse. Wegen ihrer Lockenpracht und der Sommersprossen schimpfte sie der konservative Radio-Talker Rush Limbaugh (65) «den Hund im Weissen Haus».
Im Londoner Stadtteil Chelsea hörten Bill und Hillary 1978 den Joni-Mitchell-Song «Chelsea Morning». «Sollten wir eine Tochter haben, nennen wir sie Chelsea», sagte Bill. Zur Welt kam Chelsea 1982 in Arkansas, im hinterwäldlerischen Süden.
Ihr Vater war dort Gouverneur. Mit zwei nahm er sie erstmals auf Wahltournee. Mit sechs half sie ihm bereits, sich auf Rededuelle vorzubereiten.
Später half sie ihrer Mutter Hillary. Bei deren erfolgreichen Kandidatur für den Senat. Dann, 2008, bei der fehlgeschlagenen ersten Kandidatur fürs Weisse Haus. Chelsea selbst ist Mutter zweier Kinder – und macht Karriere. An drei Top-Universitäten – Standford, Columbia, Oxford – hat sie studiert. Arbeitete als Journalistin, als Beraterin bei McKinsey, an der Wall Street als Analystin.
Wer sie kennt, beschreibt sie als ausgesprochen klug, ja brillant, fleissig, leidenschaftlich – und als reichlich normal.
Gänzlich zu lösen vermag sie sich von den übermenschlichen Eltern jedoch nicht. So arbeitet sie heute in der Clinton-Stiftung – und wirbt im Wahlkampf für ihre Mutter. Auf Wahltournee wird sie zuweilen zu ihrer Rolle in deren Kabinett gefragt.
Sie winkt ab. Chelsea ist die Einzige der drei Clintons, die nicht nach Washington ziehen will. Noch nicht. Irgendwann wohne sie wieder im Weissen Haus, heisst es in Philadelphia. Als Präsidentin.